Eine Publikation des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes

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1 b bulletin sek feps Eine Publikation des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes 3 Im Fokus Wie das Zusammenleben der Religionen läuft 13 Analyse Ein Islam Schweizer Prägung 20 Neue Studie Neue Migrationskirchen in der Schweiz 30 Porträt Starwerber Frank Bodin und die Religionen

2 2 EDITORIAL Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser IMPRESSUM Beilage zur «Reformierten Presse» Nr. 44/2009 bulletin sek feps Offizielles Informationsorgan des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Postfach, CH-3000 Bern 23, Telefon , Fax , Erscheinungsweise 4-mal jährlich Auflage 6500 deutsch, 1200 französisch Redaktion Maja Peter Simon Weber Administration / Korrektur Deutsch Nicole Freimüller-Hoffmann Übersetzung ins Französische: Roland Revet ins Deutsche: Elisabeth Mainberger-Ruh Korrektur Französisch Monique Lopinat Gestaltung / Produktion Bilder medienpark, Zürich Druck Schläfli & Maurer AG Autoren dieser Ausgabe Jörg Stolz, Martin Baumann, Maja Peter, Stephanie Riedi, Samuel Behloul, Georg Schmid, Reinhold Bernhardt, Simon Röthlisberger, Thomas Flügge, Serge Fornerod, Martin Hirzel, Kristin Rossier Burri Titelbild: Hollandse Hoogte / laif Fussballtraining in Amsterdam Rückseite: Medienpark / Müller Sihlcity-Kirche, Zürich In einem Monat stimmen wir über die Initiative ab, die den Bau von Minaretten verbieten will. Wir vom Kirchenbund setzen uns mit Argumentarium, Flyer und diversen anderen Publikationen, die Sie alle unter finden, seit langem dagegen ein. Jetzt, mitten im Abstimmungskampf, haben wir uns entschieden, einen Schritt zurückzutreten und offen und neugierig zu fragen: Wie läuft eigentlich das Zusammenleben der Religionen in der Schweiz? Wie konnte es zur Initiative gegen Minarette kommen? Warum ist die Kommunikation für Muslime eine Herausforderung? Weshalb ist Buddhismus in der Schweiz so populär und was kann die Kirche diesem Trend entgegen setzen? Und wie steht s mit der innerchristlichen Verständigung, der Ökumene? Antworten geben namhafte Experten, wie zum Beispiel ein Migrationsfachmann, ein Religionswissenschaftler, ein Islamwissenschaftler, ein Religionssoziologe und andere Autoren. Natürlich fehlt der Blick über die Landesgrenze hinaus ebenso wenig wie der Blick zurück in die Schweizer Geschichte. Eines wird durch die differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema offensichtlich: Der Religionsfrieden ist eine Errungenschaft, die wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen sollten. Religionsfrieden bedeutet Auseinandersetzung mit anderen Menschen und ih- rem Glauben. Wer sich darauf einlässt, wird feststellen, dass sich dadurch nicht nur das Bild des anderen verändert, sondern auch die Selbstwahrnehmung. Eine bereichernde Erfahrung. Wir bieten Ihnen mit dem vorliegenden Bulletin eine Fülle interessanter Artikel an, die Sie hoffentlich mit Genuss lesen. Maja Peter, Redaktorin

3 b INHALTSVERZEICHNIS 3 Foto: Corbis IM FOKUS 4 DAS ZUSAMMENLEBEND DER RELIGIONEN Wie haben Sie es mit der Religion der andern? 8 INTERVIEW Gespräch mit Religionswissenschaftler Martin Baumann 11 STREIT UM KIRCHTÜRME Als die Waadt den Katholiken die Kirchtürme verbot 12 PILGERFAHRT DER TAMILEN NACH EINSIEDELN Die schwarze Madonna als Integrationsfigur 13 ANALYSE Ein Islam Schweizer Prägung 16 ZUM LESEN UND HÖREN Ausserdem zum Thema 17 FASZINATION BUDDHISMUS Herausforderung für Christen 19 DAS BEISPIEL BIRMINGHAM Lernen von Birmingham 20 MIGRATIONSKIRCHEN Neue Studie zu Migrationskirchen GESCHÄFTSSTELLE SEK 23 SCHWEIZERISCHER EVANGELISCHER KIRCHENBUND Aus dem Rat 23 SCHWEIZERISCHER EVANGELISCHER KIRCHENBUND Personelles ÖKUMENE 24 SCHWEIZERISCHER RAT DER RELIGIONEN Ein Meilenstein in der Schweizer Geschichte 26 SCHWIERIGKEITEN DER ÖKUMENE Die Ökumene hat ein Problem 28 KONFERENZ EUROPÄISCHER KIRCHEN Eine Schweizerin für die Zukunft der Konferenz Europäischer Kirchen KEK 29 ÖKUMENISCHER RAT DER KIRCHEN Aufbruchstimmung im Ökumenischen Rat der Kirchen PERSÖNLICH 30 STANDPUNKT Allzu bescheiden? 30 WERBER FRANK BODIN IM PORTRÄT «Nur intolerant gegenüber Intoleranz»

4 4 das zusammenleben der Religionen Wie haben Sie es mit der Religion d Wie funktioniert das Zusammenleben der Religionen in der Schweiz eigentlich? Diese Frage drängt sich angesichts des Abstimmungskampfes um die Minarett- Initiative auf. Um das Thema von verschiedenen Seiten beleuchten zu können, hier zunächst eine Übersicht der Schweizer Religionslandschaft. Jörg Stolz Die Schweizer Glaubenslandschaft ist im Wandel: Christlich traditionelle Religiosität verliert an Wichtigkeit, Fundamentalismen, Spiritualisierung und religiöse Pluralität gewinnen an Boden. Insgesamt jedoch scheint die soziale Wichtigkeit von Religion in der Schweiz gegenwärtig eher abzunehmen. Die Glaubenslandschaft der Schweiz ist eine äusserst komplexe Angelegenheit und eine eingehende Darstellung füllt Bücher. Hier gehe ich nur auf drei Merkmale ein: die Anzahl religiöser Gemeinschaften, ihre (absolute und relative) Grösse sowie ihre geographische Verteilung. Die Anzahl der verschiedenen religiösen Gruppen in der Schweiz zu bestimmen ist schwierig; ungefähre Angaben lassen sich aber dennoch machen. Der Religionsführer von Schmid / Schmid (2003) weist 491 Eintragungen verschiedener Gruppierungen auf, wobei eine Gemeinschaft dann wieder verschiedene (bei grösseren Gruppen sehr viele) örtliche Untergruppierungen (z. B. Gemeinden) beinhalten kann. Die Zahl von Schmid / Schmid ist allerdings insofern nur beschränkt aussagekräftig, als der Führer sich vor allem auf die deutschsprachige Schweiz beschränkt und die religiöse Szene der Schweiz sich zudem sehr rasch wandelt, d. h. kleine Gruppierungen schnell entstehen oder verschwinden können. Die Gemeinschaften sind ferner von sehr ungleicher Grösse. Während die Grössten mehrere Millionen Mitglieder auf sich vereinigen, zählen andere wenige Dutzend Mitglieder. Moral war gleichbedeutend mit gelebtem Christentum Rund 80 Prozent der in der Schweiz wohnhaften Bevölkerung rechnet sich einer christlichen Konfession zu. Die zweitgrösste Religion der Schweiz ist der Islam, mit 4,26 Prozent. Weitere in der Schweiz vorkommende Weltreligionen sind das Judentum (0,24 Prozent), der Hinduismus (0,38 Prozent) sowie der Buddhismus (0,29 Prozent). Die «neuen und anderen religiösen Gemeinschaften» vereinigen nur 0,14 Prozent der Bevölkerung auf sich. Hier finden wir etwa das Neuheidentum, UFO-Gruppen wie die Raëlianer, den Satanismus, Scientology oder den Rastafarismus. Gegenwärtige Trends interpretiert man am besten vor dem Hintergrund der jüngeren und auch weiter zurückreichenden Geschichte der Schweiz. In den vergangenen Jahrhunderten spielte Religion im Gebiet der heutigen Schweiz eine herausragende, heute kaum mehr nachvollziehbare, Rolle. So sind die Kantone nach der Reformation im 16. Jahrhundert nach Konfessionen getrennt; öffentliche Moral ist lange Zeit gleichbedeutend mit gelebtem Christentum und die innerschweizerischen Kriege sind Konfessionskriege. Bezeichnenderweise geht der Gründung des Bundesstaats von 1848 der Sonderbundskrieg voraus, welcher zwischen reformierten und katholischen Kantonen ausgefochten wird (und den Reformierten den Sieg bringt). Mit dem Bundesstaat kommt die Religionsfreiheit für die Bürger und Bürgerinnen, wobei der katholische Teil der Schweizer Bevölkerung erst im Verlaufe des 20. Jahrhunderts wirklich voll in die Schweiz integriert wird. Konfession war also während Jahrhunderten eine der wichtigsten sozialen Trennlinien der Schweizer Gesellschaft. Im Vergleich hierzu ist die soziale Wichtigkeit der Religion gegenwärtig deutlich geringer. Welches sind aber die Prozesse, welche die aktuelle Situation verändern? Niedergang traditioneller christlicher Religiosität Ein erster Prozess besteht in Auflösungserscheinungen bei den grossen reformierten und römisch-katholischen Landeskirchen. Das zeigt sich zunächst an der Entwicklung der Mitgliederzahlen, die seit 1970 (bei den Reformierten mehr noch als bei den Katholiken) rückläufig sind machten Reformierte und Katholiken gemeinsam 95,8 Prozent der Schweizer Bevölkerung aus; im Jahre 2000 vereinigen sie nur noch 74,9 Prozent der Bevölkerung auf sich. Der Rückgang hat verschiedene Ursachen: Austritte, ungenügende biologische Reproduktion, sowie die Zunahme von gemischt-konfessionellen Ehen, deren Nachwuchs oft konfessionslos aufwächst. Die Kehrseite dieser Entwicklung ist die Zunahme der Konfessionslosen, die noch 1970 nur 1,1 Prozent ausmachen und im Jahr 2000 auf 11,1 Prozent angewachsen sind. Das gleiche Bild zeigt sich, wenn man individuelle Praxis und Glaubensüberzeugungen betrachtet. Seit den 50er Jah-

5 b er anderen? das zusammenleben der Religionen Foto: Corbis 5 Traditionelle Hochzeit eines Sikh-Paares: Die religiöse Landschaft der Schweiz ist vielfältiger geworden. katholische Seelsorge immer mehr zu einer allgemeinen psychologischen Unterstützung durch das emphatische Gespräch, wobei christliche Inhalte zunehmend ausgeblendet werden, da sie vielen Menschen nicht mehr viel bedeuten. Christliche Hilfswerke wie etwa Caritas oder HEKS haben wichtige Erfolge zu verzeichnen und können auf grosse Budgets und Hilfsaktivitäten verweisen. Um jedoch ihren «Spendenmarkt» zu erhalten, spielen sie das religiöse Element zunehmend herunter und säkularisieren sich auch intern immer mehr. Eine wieder andere Seite des gleichen Phänomens sind die steigenden Ressourcenprobleme der grossen christlichen Kirchen. Abnehmende Mitgliederzahlen bedeuten schwindende Kirchensteuereinnahmen. Auch die Spenden an Kirchen nehmen ab. Bei Ressourcen ist jedoch nicht nur an Geld zu denken. Auch die Zeit, die Individuen bereit sind, ehrenamtlich einzusetzen, ist eine Ressource und auch hier sehen sich die Grosskirchen einem schwindenden Ressourcenpotential ausgesetzt. Das gleiche gilt für hauptberufren des 20. Jahrhunderts zeigt sich ein stetiger Niedergang der Kirchgangshäufigkeit, der Anteile von Personen, die an Gott glauben, wie auch der Wichtigkeit, die man der Religion für die Entscheidungen in ganz verschiedenen Lebensbereichen einräumt. Säkularisierung von Gesellschaftsbereichen Nicht nur auf individueller Ebene, auch was die soziale Wichtigkeit der grossen christlichen Kirchen betrifft, ist ein gewisser Abwärtstrend, bzw. eine Säkularisierung erkennbar. Ich gebe nur drei, relativ zufällig gewählte Beispiele. So wird beispielsweise der Religionsunterricht an Schulen immer mehr von einem Unterricht der (christlichen) Religion zu einem Unterricht über (verschiedene) Religionen. Dies liegt unter anderem daran, dass die Schülerschaft immer mehr auch aus Konfessionslosen und Nichtchristen besteht, welcher ein Unterricht christlicher Religion nicht angemessen ist. In Spitälern entwickelt sich die reformierte und römisch-

6 6 Selbst die christliche Botschaft wird säkularisiert Daher ist es zu diversen Formen säkularisierender Anpassung der Botschaft gekommen, etwa in Richtung einer Auflösung der Botschaft in Ethik / Moral, in (Tiefen-)psychologie, in Kultur (prominent: Kulturprotestantismus) oder soziales Engagement. Während die reformierte Kirche diesen Prozess ganz offen durchlebt, scheint die katholische Kirche an der Spitze der Hierarchie voll an einer traditionellen Botschaft festzuhalten, obwohl sich die Säkularisierung in den unteren Rängen fortsetzt. Zwei Anpassungsformen, welche versuchen, an der Transzendenz der Botschaft festzuhalten, stelle ich unter den Stichworten «Fundamentalismus» und «Spiritualität» vor. Auch wenn ich hier die Niedergangserscheinungen dargestellt habe, denen die grossen christlichen Kirchen in der Schweiz gegenwärtig ausgesetzt sind, muss doch betont werden, dass diese Kirchen gegenwärtig immer noch den weitaus grössten Teil der organisierten Schweizer Religiosität umfassen und insgesamt immer noch eine grosse soziale Wichtigkeit besitzen. Zeigen die bisher betrachteten Entwicklungen eher in Richtung Niedergang des Religiösen, so gehe ich jetzt zu Prozessen über, die eher an einen Aufdas zusammenleben der Religionen liche Mitarbeiter. Der katholische Priestermangel ist bekannt. Aber auch in protestantischen theologischen Fakultäten in der Schweiz herrscht ein Mangel an Studierenden. Interessanterweise lässt sich aber auch eine Art Säkularisierung der Botschaft selbst beobachten. Seit der Aufklärung, einer Bewegung im 18. Jahrhundert, welche die individuelle Vernunft betonte, wird es für die christliche Theologie immer schwieriger, an transzendenten Elementen festzuhalten und so überzeugend zu formulieren, woraus die christliche Botschaft nun eigentlich besteht. Das Vorhandensein eines personenhaft gedachten, transzendenten Gottes, welcher in unsere Welt eingreift und in einem Akt der Gnade durch die Opferung seines Sohnes Jesu Christi die Schuld von der Menschheit genommen hat, ist nicht eben leicht in die moderne Sicht der Welt zu integrieren. schwung denken lassen. Ein wichtiger Punkt ist hierbei die sogenannte religiöse Pluralisierung, das heisst die Tatsache, dass die religiöse Landschaft in der Schweiz vielfältiger geworden ist. So sind vor allem seit den 60er Jahren des 20ten Jahrhunderts Anhänger nichtchristlicher Weltreligionen in die Schweiz eingewandert und haben sich niedergelassen (vor allem Islam, Buddhismus, Hinduismus). Neue Religionsgemeinschaften wachsen Der Islam ist innert kurzer Zeit zur zweitgrössten Religion der Schweiz geworden (mit 4,3 Prozent im Jahre 2000). Muslime sind in grösserem Masse seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in die Schweiz eingewandert vor allem aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen. Sie stammen überwiegend aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus der Türkei, jedoch auch aus Schwarzafrika, Asien oder den Maghreb-Staaten. Der Islam hat bisher nicht zu nennenswerten Bekehrungen unter der Schweizer Bevölkerung geführt. Durch Einbürgerungen und biologischer Reproduktion wächst die Zahl der muslimischen Schweizer/-innen aber dennoch. Interessanterweise ist der Islam in der Schweiz ausserordentlich stark ethnisch geprägt (Siehe Seite 13). Der Buddhismus in der Schweiz ist teilweise ebenfalls durch Immigration in die Schweiz gekommen. So kam es beispielsweise in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts zur Aufnahme von mehreren tausenden tibetischen Flüchtlingen in die Schweiz. Auch gibt es in der Schweiz Buddhisten vietnamesischer, taiwanesischer und chinesischer Nationalität. Anders als der Islam hat es jedoch der Buddhismus auch gut verstanden, Schweizer anzuziehen, welche den Buddhismus zumteil selbst weiter verbreiten. Gemäss der Volkszählung 2000 sind über 50 Prozent der Buddhisten in der Schweiz Schweizer und Schweizerinnen (die Frauen überwiegen). Als attraktiv wird unter anderem die Dogmenlosigkeit, die Selbstverantwortung, sowie das friedfertige Image empfunden (Siehe Beitrag Seite 17). Als Hinduismus bezeichnet man eine grosse Anzahl von zum Teil sehr verschiedenen religiösen Strömungen. Hindus in der Wohnbevölkerung nach religiöser Zugehörigkeit (in Prozent) Ohne Angabe 0,39 1,09 1,48 4,33 Evangelisch-reformierte Kirche 46,42 43,87 38,51 33,04 Evangelisch-methodistische Kirche 0,17 0,09 0,15 0,12 Neuapostolische Kirche 0,49 0,46 0,45 0,38 Zeugen Jehovas 0,17 0,23 0,28 0,28 Übrige protestantische Kirchen und Gemeinschaften 0,42 0,37 1,32 1,44 Römisch-katholische Kirche 49,39 47,60 46,15 41,82 Christkatholische Kirche 0,32 0,26 0,17 0,18 Christlich-orthodoxe Kirche 0,33 0,58 1,04 1,81 Andere christliche Gemeinschaften 0,05 0,30 0,12 0,20 Jüdische Glaubensgemeinschaft 0,33 0,29 0,26 0,25 Islamische Gemeinschaften 0,26 0,89 2,21 4,26 Andere Kirchen und Religionsgemeinschaften 0,12 0,19 0,42 0,78 Keine Zugehörigkeit 1,14 3,79 7,43 11,11 Gesamtbevölkerung (100%) N Quelle: Eidgenössische Volkszählung, BFS Die Schweiz ist in den letzten 30 Jahren pluraler geworden: Es leben mehr Menschen ohne Religion, mehr Muslime, mehr christlich Orthodoxe und mehr Zeugen Jehovas hier. Die Tabellen stammen aus dem Buch «Interreligiöser Dialog» von Margret Bürgisser. Mehr dazu Seite 16.

7 b das zusammenleben der Religionen 7 Schweiz stammen vor allem aus Indien und Sri Lanka, welche in nennenswerter Zahl ebenfalls erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die Schweiz eingewandert sind. Eine der wichtigsten Techniken innerhalb des Hinduismus ist das Yoga (wörtlich: Anspannung), welches in seiner ursprünglich religiösen Bedeutung dazu dient, durch Leibes- und Konzentrationsübungen einen Zustand der eigenen Erleuchtung (samadhi) herbeizuführen. Yoga wird in der Schweiz auch heute noch in seiner religiösen Form betrieben (Kriya Yoga). Viele Schweizer und Schweizerinnen praktizieren Yoga jedoch in einer stark säkularisierten Form, welche die religiösen Wurzeln kaum oder gar nicht mehr erkennen lässt. Auch die Anzahl der «Neuen religiösen Gemeinschaften» (z. B. Scientology, Neuheidentum, Raëlianer) in der Schweiz ist wahrscheinlich in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Allerdings ist diese Zunahme nicht mit verlässlichen Daten festzumachen und die Anzahl der Mitglieder solcher Gruppen beträgt höchstens einige tausend. Religiöse Pluralisierung betrifft allerdings nicht nur nichtchristliche Religionen. Auch die christliche Szene pluralisiert sich zunehmend, wobei an das Anwachsen der orthodoxen Kirchen, der Einfluss der Pfingstbewegung, das Auftauchen neuer Gruppierungen im Katholizismus und diverse andere Entwicklungen zu denken ist. Christlicher Fundamentalismus In den letzten Jahren hat man häufig lesen können, der Fundamentalismus sei im Aufschwung. Ist dies für die Schweiz tatsächlich der Fall? Zunächst muss man klar zwischen unterschiedlichen Bewegungen innerhalb der verschiedenen Religionen unterscheiden. Ursprünglich geht der Begriff «Fundamentalismus» auf eine protestantische Bewegung in den USA zurück, die anfangs des 20ten Jahrhunderts eine Schriftenreihe namens «The fundamentals» herausgab. Fundamentalismus war für diese Christen ein positiv gewerteter Begriff. Es war aus ihrer Sicht sinnvoll und notwendig, sich von der «Welt» zu unterscheiden, die Bibel wörtlich zu verstehen und in ihr ein festes «Fundament» zu sehen. Solche Ansichten finden wir auch unter den Evangelikalen in der Schweiz, welche etwa 2 bis 4 Prozent der Schweizer Gesamtbevölkerung ausmachen. In einem engeren Sinne als christliche Fundamentalisten (die sich sehr stark abgrenzen und streng biblizistisch sind) kann man jedoch nur 10 bis 12 Prozent der Evangelikalen bezeichnen. Von einer christlichen Fundamentalisierung der Schweiz kann also keine Rede sein. Allerdings wird evangelikaler Glaube innerhalb des Protestantismus (und den reformierten Kirchen) tendenziell wichtiger, weil die reformierte Kirche gewisse Niedergangserscheinungen aufweist. Auch im Katholizismus gibt es fundamentalistische Tendenzen (man spricht meist von Integrismus). Die Paradebeispiele sind Marcel Lefebvre mit seiner Gemeinschaft St. Pius X oder Opus Dei. Der Begriff Spiritualität löst Frömmigkeit ab Ein weiterer Punkt, den man unter Aufschwung fassen könnte, besteht im Erfolg der Spiritualität. Das Phänomen zeigt sich zunächst sprachlich: Auch wenn der Begriff «Spiritualität» schon sehr alt ist, hat er seine eigentliche Karriere (im angelsächsischen, frankophonen wie im deutschsprachigen Raum) erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts begonnen. Plötzlich hört man von alternativer, feministischer, katholischer, keltischer, jüdischer, new age-, indianischer, ja sogar von reformierter Spiritualität. Dabei löst der Ausdruck frühere Begriffe wie Frömmigkeit oder Religiosität ab. In ganz typischer Weise sieht man jetzt Religiosität oder Frömmigkeit als negativ, weil starr, altmodisch, autoritätsgläubig. Demgegenüber wird Spiritualität gerade als positiv, individualistisch, kreativ und erfüllend empfunden. Der Erfolg des Spiritualitätsbegriffs lässt sich in den verschiedensten religiösen Traditionen aufzeigen und muss daher generelle gesellschaftliche Ursachen aufweisen. Eine Erklärung findet sich, wenn man bedenkt, dass gerade in den letzten Jahrzehnten starke Individualisierungsschübe stattgefunden haben. Spiritualität als Konzept scheint nun genau zur neuen individualistischen Gesellschaftsstruktur zu passen. Interesse am Glauben anderer Ein Aufschwung der Religionen lässt sich noch in ganz anderer Hinsicht beobachten: Als Thema der Massenmedien. Aufgrund der allgemeinen Säkularisierung der Gesellschaft erscheinen stark religiöse Menschen, fremde Riten, Askese und religiöses Charisma interessant, da sie der gewöhnlichen Alltagsrationalität des aufgeklärten Menschen immer fremder werden. So erreicht der UFO-Prophet Raël mit seiner Behauptung, ein Baby geklont zu haben, weltweite mediale Beachtung, der sogenannte «Kopftuchstreit» erregt ungeheure öffentliche Aufmerksamkeit und der Papst wie auch der Dalai Lama werden zu medialen Superstars. Eine Flut von allgemeinverständlichen Büchern, Bildbänden, speziellen Dossiers, Reiseveranstaltungen und vieles mehr sind Produkte auf dem Markt der Information über Religionen. Jörg Stolz ist Professor für Religionssoziologie an der Universität Lausanne und Direktor des Observatoire des réligions en Suisse in Lausanne. Zusammen mit Martin Baumann (siehe Interview) hat er das Buch «Eine Schweiz viele Religionen» herausgegeben. Der vorliegende Text ist ein Auszug aus dem Buch «Glaubenssache», Hrsg. Stapferhaus Lenzburg, Verlag Hier+Jetzt, Baden. Muslime nach Staatsangehörigkeit und nach Sprachregion (in %), 2000 Die Mehrheit der Muslime in der Schweiz stammt aus Gesellschaften, in denen Staat und Religion getrennt sind: Sie sind aus der Türkei, dem Balkan und dem Maghreb eingewandert. Deutsches Sprachgebiet Französisches Sprachgebiet Italienisches Sprachgebiet Total Schweiz Ex-Jugoslawien 59,2 45,1 57,6 56,4 Türkei 23,1 9,2 15,7 20,2 Afrikanische Länder... 3,2 16,6 4,3 6,0... davon Maghreb-Staaten 1,5 10,5 2,4 3,4 Schweiz 9,8 19,2 13,2 11,7 Quelle: Eidgenössische Volkszählung, BFS BFS

8 8 INTERVIEW «Natürlich gibt und gab es Konflikte, das soll nicht verharmlost werden» Obwohl die Identifikation mit dem Glauben bei den Bürgerinnen und Bürgern in der Schweiz abnimmt, werden Religionsfragen von rechtskonservativen Parteien mit Erfolg politisiert. Professor Martin Baumann analysiert den Zustand des Religionsfriedens. Herr Baumann, wie beurteilen Sie das Zusammenleben der Religionen in der Schweiz heute? Grundsätzlich klappt es gut. Insbesondere auf lokaler Ebene gibt es vielerorts Kooperationen zwischen verschiedenen Religionsgemeinschaften, etwa zwischen Kirchgemeinden und muslimischen oder buddhistischen Gruppen. Hier im Luzernischen besuchen etwa Kirchgemeindegruppen Moscheen und Pagoden, um sich zu informieren. Oder im Aargau gibt es regelmässig den Tag der offenen Moschee, der gut besucht wird. Andere Religionen wie Hinduismus werden vor allem als exotischer Farbtupfer in der Gesellschaft angesehen. Wir befinden uns in einer Phase, in der man versucht, den fremden Glauben, der durch Migration ins Land gelangt ist, kennenzulernen. Wie sieht es auf nationaler Ebene aus? Auch auf Bundesebene gibt es eine Annäherung. Ausdruck dafür ist zum Beispiel der Schweizerische Rat der Religionen, in dem Muslime, Juden, Römisch-Katholiken, Christ-Katholiken und evangelische Christen im Dialog sind. Dies ist ein Schritt der Anerkennung des Islams durch die Mehrheitsreligionen in der Schweiz. (Mehr zum Thema Seite 13, Anmerk. der Red). Es gibt in der Schweiz auch diverse auffällige sakrale Bauten neueren Datums, etwa die buddhistischen Tempel und Kloster in Gretzenbach und Rikon, die keine kontroversen Diskussionen hervorriefen. Was hat sich verändert in den letzten Jahren? Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen sich mitverantwortlich für die Integration von Migrantinnen und Migranten. Ich denke die Mehrheit anerkennt, dass zum Beispiel eingewanderte Muslime nicht nur Arbeitskräfte, sondern auch religiöse Menschen sind und ihren Glauben ernsthaft praktizieren. Die neue Nachbarschaft kann eine Herausforderung sein, sich mit dem muslimischen Glauben und Gebet vertieft auseinanderzusetzen. Die Erkenntnis ist gewachsen, dass man als gläubiger Mensch auch andere Gläubige anerkennen muss. Die Religionslandschaft der Schweiz ist vielfältiger geworden. Dieser Prozess wird in Zukunft durch die zunehmende Sichtbarkeit der hinzugekommenen Religionen noch deutlicher. Martin Baumann lehrt in Luzern Religionswissenschaften. Das klingt alles so harmonisch. Dabei sind wir mitten im Abstimmungskampf um eine Initiative, die es den Muslimen verbieten will, Minarette zu bauen. Natürlich gibt und gab es Konflikte, das soll nicht verharmlost werden. Es gibt zum Beispiel Mitglieder in den reformierten und römisch-katholischen Kirchgemeinden, die nichts mit Muslimen zu tun haben wollen. Zu ernsthaften Problemen kommt es jedoch erst, wenn Religion politisch instrumentalisiert wird, wie dies die SVP seit geraumer Zeit tut. Auch christlich evangelikale Gruppierungen und ihr politischer Ausläufer, die EDU, politisieren im Namen des Christentums aggressiv gegen den Islam. Sie sehen in ihm ein Gefahrenpotential und sind aktiv in der Anti-Minarett-Kampagne. Ist denn die Identifikation mit dem Glauben in der Schweiz so stark, dass damit Politik gemacht werden kann? Religion ist nicht mehr so gesellschaftsprägend wie vor dreissig, fünfzig Jahren. Deshalb gilt Religion im Allgemeinen nicht mehr als politisches Machtinstrument. Viel wichtiger ist heute der lebensorientierte, individuelle Glaube, die Autonomie des Selbst, Eigenverantwortlichkeit auch im Religiösen. Foto: zvg

9 b Interview 9 Spräche das nicht gegen die Politisierung von Religion? Nun, Religion ist wieder ein Thema auf der Weltbühne. Das begann mit der iranischen Revolution 1979, als Ayatollah Khomeini die Massen mobilisieren konnte und das Schah- Regime wegfegte. In Indien polarisierten Hindu-Nationalisten und errangen die Macht, in den USA erstarkten christlich-evangelikale pressure groups unter den Präsidenten Ronald Reagan und George W. Bush und prägten politische Inhalte. Spätestens seit dem Anschlag 2001 auf das World Trade Center in New York durch islamistische Terroristen ist Religion auch in den Medien ein breit diskutiertes und problematisiertes Thema. Das führte dazu, dass die Parteien das Thema für sich entdeckten. Religion steht dabei zumeist unter Verdacht. Das sieht man an der SVP, die seit fünf bis acht Jahren gegen Muslime und Islam politisiert. Die Strategie ist aufgegangen, ein SVP nahes Komitee hat etwa 2004 die Abstimmung über erleichterte Einbürgerung mit dem Gefahrenbild einer baldigen muslimischen Mehrheit zu Fall gebracht. Die CVP zog 2006 mit einem Positionspapier über Muslime in der Schweiz nach. Auswuchs dieser Politik ist die Minarett-Initiative. Hat die Diskussion über Minarette überhaupt mit dem Glauben zu tun? Nein. Es werden Themen verhandelt, die mehr mit gesellschaftlichem Wandel zu tun haben, als mit gelebtem Glauben. Die Minarette sind Anlass, um über die Veränderung der Gesellschaft, die sich in der Veränderung des öffentlichen Raums zeigt zu diskutieren. Die Bauanträge können als Hinweise gelesen werden, dass eine Minderheit, die seit 20 bis 40 Jahren in der Schweiz lebt, ein anerkannter Teil der Schweizerischen Gesellschaft sein möchte. Die Debatte darüber ist eine Stellvertreterdiskussion rund um die Situation von Immigranten. Begrifflich wird in der Schweiz ja eher über Ausländer oder Migranten gesprochen, als über Immigranten. Immigranten sind Menschen, die in einer Gesellschaft angekommen sind und bleiben. Die meistens sind Staatsbürger geworden. Das ist es, was den Parteien der nationalen Rechten nicht passt. «Religionen sind sehr wandlungsfähig.» Sie bewerten Politisierung von Religion negativ. Gibt es in dieser Entwicklung auch positive Aspekte? Ich finde es positiv, dass auf breiter Ebene wahrgenommen wird, dass der Mensch mehr ist als ein homo oeconomicus. Man anerkennt, dass das Leben vieler Bürger religiös geprägt und mit bestimmten Werten und Weltdeutungen verbunden ist. Lange war Religion in politischen Diskussionen und in den Medien kein Thema. Man sprach zum Beispiel einfach von türkischen Gastarbeitern. Sie waren hier, um zu arbeiten. Seit etwa fünf, acht Jahren wird auch wahrgenommen, dass der türkische oder bosnische Migrant nicht nur Arbeiter, sondern auch Muslim ist und ihm religiöse Praxis wichtig ist. Damit kommt ein wichtiger Teil der Identität wieder zum Menschen und in die gesellschaftliche Wahrnehmung zurück. Zur Identität vieler Muslime gehört auch die religiös-sozia le Prägung. Vor allem Einwanderer aus ländlichen Regionen kennen die Gleichstellung von Mann und Frau, wie sie unsere Verfassung verlangt nicht und begründen die Ungleichbehandlung von Frauen und Mädchen mit ihrem Glauben. Das stört viele Schweizerinnen und Schweizer. Ist die Gleichstellungsfrage auch nur eine Stellvertreterdiskussion? Nein, das ist ein Konflikt, den Religionsvertreter auch miteinander diskutieren. Religionen sind nicht starr und konservativ, sondern bereit, über sich selbst nachzudenken und sich neuen Situationen anzupassen. Das sieht man sehr schön bei den Katholiken. Die Frauen haben in der katholischen Kirche in der Schweiz wesentlich mehr Mitsprache, als es dem Vatikan lieb ist. Die Basisdemokratie bei den Schweizer Katholiken führt zu einer starken Prägung des Glaubens und der Kirche. Religionen sind sehr wandlungsfähig. «Die fundamentalen und evangelikalen Strömungen wachsen, während die Landeskirchen Mitglieder verlieren.» Sie sagten vorhin, der Glaube anderer werfe einen auf sich selbst zurück. Was bedeutet der Zuwachs von Andersgläubigen für gläubige Christen? Die Schweiz ist gerade dabei, in Bezug auf Religion vielgestaltiger zu werden, auch wenn der Anteil der Zugehörigen zu anderen Religionen erst bei 5 bis 6 Prozent liegt. Dieser Prozess hat in der Schweiz relativ spät eingesetzt. Noch 1970 gehörte 98 Prozent der Bevölkerung zu einer christlichen Konfession. Als Reaktion auf diese Entwicklung beobachte ich bei den liberalen Christen eine Offenheit für andere Einflüsse. Sie sind bereit, sich mit dem Fremden und Neuen auseinanderzusetzen. Bei den evangelikalen, biblizistisch geprägten Christen sind eher Grenzen und Abwehrreaktionen entstanden. Wie Sie in Ihrem Buch «Eine Schweiz viele Religionen» schreiben, stammt der Begriff Fundamentalismus von konservativen Christen in den USA. Wo beginnt Fundamentalismus? Biblizistische Protestanten in den USA legten in den «Fundamentals» christliche Grundsätze fest und besetzten den Ausdruck positiv. Sie wandten sich gegen von ihnen negativ verstandene Auswirkungen der Modernisierung in den USA, etwa gegen Alkoholausschank, Glücksspiele und anderes. Heute hingegen ist Fundamentalismus negativ besetzt, weil er mit Rückwärtsgewandtheit, Starrsinn, Radikalismus assoziiert wird. Er beginnt dort, wo man den eigenen Glauben über alles stellt und anderes nicht gelten lässt. Das kann mit politischen Zielen einhergehen, muss aber nicht. Ist der Einfluss der christlichen Fundamentalisten in der Schweiz nicht viel ausgeprägter als der oft heraufbeschworene und viel gefürchtete der Muslime? Die fundamentalistischen Kreise sind bei den Christen wie bei den Muslimen sehr, sehr klein. Dass sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, hat vor allem mit den Medien zu tun, die Einzelporträts von Fundamentalisten publizieren. So entsteht der Eindruck, es handle sich um grössere Gruppierungen als sie es in Wahrheit sind. Der Einfluss der Fundamentalisten ist unter den 2 bis 4 Prozent Evangelikalen in der Schweiz mit ca. 10 Prozent nicht sehr stark, aber grösser als jener von Fundamentalisten unter Muslimen.

10 10 INTERVIEW Wie zeigt sich der Einfluss fundamentalistischer Christen? Sie pochen im evangelikalen Lager auf eine biblizistische, also wortgetreue Auslegung der Bibel. Und sie nehmen den Missionsbefehl sehr ernst. Gerade die Jugendkirchen werben aktiv Mitglieder an. Damit müssen sich die christlichen Grosskirchen, insbesondere die reformierte Landeskirche auseinandersetzen. Die fundamentalen und evangelikalen Strömungen wachsen, während die reformierte Landeskirche Mitglieder verliert. Was bedeutet das für die Gesellschaft? Es gab im Sommer die Diskussion um evangelikale Studenten in der Lehrerausbildung, die angeblich unter ihren Kommilitonen missionieren. Es wird sich zeigen, wie diese Studenten den von den Kantonen als explizit konfessionell neutral vorgeschriebenen Ethik-Unterricht an Primarschulen umsetzen. Da sind die Schulen sicherlich gefordert. Bei vielen Jugendlichen ist vorehelicher Geschlechtsverkehr ein vieldiskutiertes Thema. Von einer Gefährdung der Gesellschaft kann indes nicht die Rede sein. Die entscheidende Frage ist, wie gehen Gruppierungen mit anderen um. Werden andere als nicht bibeltreu ausgegrenzt, als verwerflich angesehen, wird eine Absonderung gepredigt und gelebt. Hier sind wir wieder bei der EDU, welche auf dem evangelikalen Fundament sehr deutlich sagt, der Islam gehört nicht in die Schweizer Gesellschaft. Die Befürworter der Minarett-Initiative sagen, unsere christlichen Werte müssten verteidigt werden. Um welche Werte geht es? Das ist mir nicht klar. Ich habe den Eindruck, da wird romantisierend von einer Zeit gesprochen, die bis Ende des 19. Jahrhunderts alles andere als ruhig und harmonisch war. Die Christen in der Schweiz waren sich lange nicht einmal selbst einig über ihre «christlichen Werte». Die Konfessionen haben sich Jahrhunderte lang gegenseitig ausgeschlossen und verfolgt. Die monokonfessionell geprägten Gemeinden und Kantone waren der jeweils anderen Konfession zum Teil Spinnefeind. Ich glaube, da wird von einem nostalgisch patriotischen Idealbild ausgegangen, um einfache Antworten in einer komplexen Situation zu geben. Aber es gibt doch Werte, auf die sich Reformierte und Katholiken berufen. Sicherlich, aber es hängt auch von der politischen Präferenz ab, auf welche christlichen Werte sich Christen beziehen. Eher links stehende Christen bezeichnen zum Beispiel Toleranz, Nächstenliebe und die Tradition des barmherzigen Samariters als wichtige Grundlage ihrer Überzeugung. Eher Rechte haben dagegen das Missionieren und Beharren auf die eigene, allein seligmachende Auffassung im Blick. Aber zu schnell werden solche Bilder pauschal, auch die Evangelikalen sind intern wiederum sehr unterschiedlich. In der öffentlichen Diskussion um Personen wird kaum je die Gretchenfrage gestellt. Bei den letzten Bundesratswahlen war Religionszugehörigkeit der Anwärter beispielsweise kein Thema. Ist sie ein Tabu oder spielt sie tatsächlich keine Rolle mehr? Seit den 70er, 80er Jahren versucht man in der Schweiz, Religion aus der Politik rauszuhalten. Man ist vorsichtig mit dem Thema, weil die Geschichte gezeigt hat, dass Religion zu Ausgrenzung benutzt werden kann. Deshalb weiss man nur von wenigen Exekutivpolitikern, was sie glauben. Bundesrat Leuenberger äussert sich offen übers reformiert sein und die Bedeutung von Religion in Gesellschaftsfragen. Bundesrat Couchepin verwies Religion auf den privaten Raum und betonte 2005 auf einer FDP-Fachtagung «Religion», dass durch Religion nicht die Freiheit anderer begrenzt werden dürfe. «Einige hiesige Moscheen etwa leisten wichtige Integrationsarbeit» Eine schlimme Geschichte hat die Schweiz im Umgang mit der jüdischen Minderheit. Wie sieht ihre Situation heute aus? Die Juden sind hochgradig integriert und unauffällig. Sie sind eine sehr kleine Gruppe und haben Schwierigkeiten, ihre Tradition aufrecht zu erhalten. Ursache dafür ist einerseits die Auswanderung nach Israel, anderseits die Heirat mit einem nichtjüdischen Partner. Ersteres betrifft eher orthodoxe Juden, zweiteres die Liberalen. Und Antisemitismus? Es gibt immer wieder Studien, die einen latenten Antisemitismus unter Schweizern konstatieren. Ihren Äusserungen nach ist der Religionsfrieden in der Schweiz trotz einzelnen Spannungen nicht gefährdet. Gibt es Dinge, die verbessert werden können im Zusammenleben der Religionen? Ja. Die Diskussion um den Platz von Religion in der Gesellschaft wird oft verkürzt und polemisch geführt in der Öffentlichkeit. Medien thematisieren Religion schnell mit einem Verdachtsvorbehalt, rechtsnationale Kreise malen Gefahren von Infiltration, Entfremdung und Unterwanderung. Das sieht man jetzt an der Debatte über Minarette, früher gab es andere Feindbilder, etwa die Juden, die Anthroposophen, die Heilsarmee, Jugendsekten. Angemessener wäre es, nüchterner über Religion zu sprechen: wo engt sie ein, wo begrenzt sie Entfaltungsmöglichkeiten des oder der Einzelnen? Zugleich wünsche ich mir, dass wahrgenommen wird, wie religiöse Gruppierungen positiv wirken können. Sie sind wichtige Mobilisierungskräfte für jeden Einzelnen und für die Gesellschaft. Einige hiesige Moscheen etwa leisten wichtige Integrationsarbeit, indem sie Jugendliche betreuen, Deutschkurse und Computerkurse anbieten. Auch die christlichen Kirchen leisten hier viel und tragen zur Integration in den Gemeinden und die Gesellschaft bei. Interview: Maja Peter Martin Baumann Martin Baumann ist Professor für Religionswissenschaft an der Universität Luzern. Er ist zusammen mit Jörg Stolz Herausgeber des Buches «Eine Schweiz viele Religionen». Gemeinsam mit Dr. Tunger-Zanetti erstellte er die Dokumentation «Kuppel Tempel Minarett. Religiöse Bauten von zugewanderten Religionen in der Schweiz», zu welcher es eine Wanderausstellung und ein Webportal im Internet gibt (

11 b Streit um Kirchtürme 11 Als die Waadt den Katholiken die Kirchtürme verbot Streit um Türme als Ausdruck fremden Glaubens gibt es nicht erst seit der Islam in der Schweiz Fuss gefasst hat. Vorher wurden in Schweizer Gemeinden Kirchtürme verboten. Ob sich der Zürcher SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer von Geschichtsbüchern zur Minarett-Initiative inspirieren liess? Jedenfalls nimmt der ultra rechts stehende SVP-Mann mit seiner Initiative eine alte Idee auf. Schon vor hundert Jahren glaubten Politiker, sie könnten mit einem Turmbauverbot eine Glaubensgemeinschaft zum Verschwinden bringen. Schlüers Argument, Minarette seien «Symbol eines religiös-politischen Machtanspruchs» und brächten einen den religiösen Frieden gefährdenden Expansionswillen zum Ausdruck, brachten Ende des 19. Jahrhunderts auch waadtländische Reformierte im Kampf gegen die katholische Minderheit vor erliess der Kanton Waadt ein Gesetz, worin er der katholischen Minderheit den Bau von Kirchtürmen untersagte. Das war der Gipfel eines Kirchturmstreits, den Katholiken und Protestanten über lange Zeit miteinander ausgefochten hatten. Professor sieht Parallelen zu heute Ist der Vergleich mit den Minaretten stichhaltig? Davon ist Bernard Reymond, ehemaliger Pfarrer und Honorarprofessor der Universität Lausanne, überzeugt. «Es besteht eine auffällige Parallele in der Argumentionsweise», betont er. «Jener Beiklang von Kulturkampf, der die Auseinandersetzung des 19. Jahrhunderts geprägt hat, findet sein Echo in der heutigen Minarett-Debatte. Damals wie heute wird der Akzent auf den autoritären und überholten Charakter einer Religion gelegt, welche die individuelle Freiheit nicht respektieren würde. Der Kontext freilich hat sich gewandelt. Wir befinden uns nicht mehr in einer homogenen Gesellschaft, sondern in einer heterogenen, Diskriminierungen ausschliessenden Gesellschaft.» Blicken wir also zurück: In den ersten nachreformatorischen Jahrhunderten stellte sich die Frage nach dem Bau einer katholischen Kirche auf protestantischem Gebiet (und umgekehrt) nicht. Nachdem die Berner die Waadt erobert haben, verboten sie 1536 die Ausübung des katholischen Gottesdienstes vollständig. Von diesem Verbot ausgenommen war einzig der Bezirk Echallens. Da es sich um eine von Bern und Freiburg gemeinsam verwaltete Vogtei handelte, waren Katholiken und Protestanten dort gleichberechtigt. Glocke und Glockenturm verboten Die Konstellation blieb bis zur Französischen Revolution unverändert, bis die Helvetische Republik und danach die Mediationsakte 1803 die Kult- und Religionsfreiheit einführten. Da mussten die Kantone mitziehen: Die Waadt erliess 1810 ein «Gesetz über die Ausübung der einen der beiden Religionen in einer Gemeinde, in der diese Religion derzeit nicht ansässig ist». Die Formulierung war so gestelzt, wie das Gesetz restriktiv. Es gestattete den Katholiken die Eröffnung eines Gottesdienstraums nur unter der Bedingung, dass das Gebäude nicht das äussere Erscheinungsbild einer Kirche hat. Wörtlich hiess es: «Das Gebäude, worin der Gottesdienst gefeiert wird, darf weder Glocke noch Glockenturm, noch irgendein äusseres Zeichen seiner Bestimmung aufweisen.» Im Kontext der damaligen Epoche war das Gesetz trotzdem ein Fortschritt. «Man darf nicht vergessen, dass es in der Waadt, einschliesslich des Bezirks Echallens, im Jahr 1800 lediglich zwei Prozent Katholiken gab», gibt Bernard Reymond zu bedenken. Notre-Dame du Valentin in Lausanne, 1835 eingeweiht, war die erste grosse katholische Kirche, die nach der Reformation gebaut wurde. Und dies nicht ohne Schwierigkeiten. «Die antikatholischen Vorurteile sassen tief», ruft der Waadtländer Professor in Erinnerung. «Wie den Muslimen heute wurde den Katholiken damals vorgeworfen, sie hätten zu viele Kinder. Mit seinen Initiativen goss der Vatikan Öl ins Feuer. Der 1864 von Papst Pius IX. veröffentlichte Syllabus errorum verurteilte die Gewissensfreiheit und die Pressefreiheit.» Doch mit der wachsenden Vielfalt der religiösen Landschaft ging ein Wandel einher. Auf der einen Seite forderte die neue Eglise Evangélique Libre das Recht, Kapellen zu eröffnen; auf der anderen Seite nahm in Folge der Zuwanderung aus armen Kantonen (Freiburg und Wallis) die Zahl der Katholiken zu. Die Anwendung des Gesetzes von 1810 wurde gelockert und 1878 wurde das Verbot von Glocken und äusseren Zeichen aufgehoben. Es dauerte jedoch noch einmal vierzig Jahre, bis die Kirche Notre-Dame du Valentin 1932 einen Glockenturm erhielt. Und die Katholiken werden im Kanton Waadt erst seit 1970 voll anerkannt. «Integration in unserem Interesse» Müssen sich auch die Muslime mit Geduld wappnen? Für Bernard Reymond ist der Vergleich so nicht stichhaltig. «Erfolgreiche Integration liegt auch in unserem Interesse. Wenn wir Menschen an den Rand drängen, besteht die Gefahr, dass sie fanatisiert werden.» Im Übrigen ist es seiner Meinung nach nicht angebracht, unter dem Vorwand, die christlichen Kirchen seien im Ausland verboten, die Muslime stärker an die Kandare zu nehmen. «Hätten die Waadtländer gewartet, bis die Protestanten in den katholischen Kantonen Kirchen bauen durften, hätten die Katholiken im Kanton Waadt noch viel länger mit der Eröffnung richtiger Kirchen zuwarten müssen. Das Minarett-Verbot ist eine Beeinträchtigung der Religionsfreiheit. Die Baupolizei soll ihre Arbeit machen und dabei wollen wir es bewenden lassen.» Quelle: Le Nouvelliste, 6. August 2009 Übersetzung: Elisabeth Mainberger

12 12 Pilgerfahrt der Tamilen nach Einsiedeln Die Schwarze Madonna als Integrationsfigur Jedes Jahr pilgert die tamilische Gemeinde nach Einsiedeln. Im Zentrum der Friedenswallfahrt steht die Schwarze Madonna. Ihr nachtfarbenes Antlitz eint Gläubige jedwelcher Couleur. Stephanie Riedi Bleischwere Wolken hängen über dem Klosterplatz in Einsiedeln SZ. Nieselregen schwärzt die Pflastersteine. Ein trostloses Bild, sprenkelten da nicht unzählige Farbtupfer die Ödenei an diesem Sonntagmorgen im Juni: Tamilische Frauen und Mädchen huschen in bunten Saris und mit Schirmen bewehrt Richtung Kirchentor, begleitet von Männern und Buben in ebenso festlichem Sonntagsstaat. Es ist ein grosser Tag für die Schweizer Tamilengemeinde. Seit 1989 trifft sie sich einmal jährlich, um an der Friedenswallfahrt in Einsiedeln teilzunehmen. «Die meisten», sagt Priester Motham Paul Peter Manoharan «freuen sich darauf, Bekannte aus der Heimat wieder zu sehen und gemeinsam mit ihnen für die zurückgebliebenen Verwandten und Freunde in Sri Lanka zu beten.» «Unsere Kirche ist offen für alle», sagt Pater Othmar. Madonna erinnert Tamilen an Kali Im Zentrum der Feierlichkeiten steht die Schwarze Madonna, das weltberühmte Gnadenbild alias «Maria vom Finstern Wald». Obwohl nur ein kleiner Teil der rund 1800 tamilischen Pilger christlicher Konfession ist, scheint die Verehrung der Mutter Gottes keine Glaubensgrenzen zu kennen. «Hindus erachten alle Religionen als gleichwertig», erläutert der christliche Priester Motham Paul Peter Manoharan. «Das Leben an sich ist Religion.» Die Fremdheit des Exils sowie der Mangel an Tempeln liess die Tamilen anderweitig nach sakralen Orten suchen. «Es sprach sich schnell herum», so der tamilische Priester, «dass die Madonna von Einsiedeln eine besondere Heilkraft besitzt.» Hindus beten nicht wie Christen zu Gott. Sie verehren Heilige. Zwar gehen sie wie die monotheistischen Religionen von einem einzigen Gott aus, indem alles zusammenfliesst. Aber dieser offenbart sich in über fünfzig Gottheiten. Ähnlich wie die katholischen Heiligen stehen die hinduistischen Gottheiten für einzelne Bereiche des Lebens. Die Schwarze Madonna erinnert die Gläubigen etwa an Durga, die Göttin der Liebe, Fruchtbarkeit und des Lebens. Oder aber an Kali, die Göttin des Todes, respektive der Erneuerung. Die Patres in Einsiedeln sind sich der Umdeutung ihrer Heiligen Maria bewusst. «Unsere Kirche ist offen für alle, die beten wollen», sagt Pater Othmar, der über dreissig Jahre für die Wallfahrten zuständig war und somit die erste Wallfahrt der tamilischen Gemeinde mit organisierte. Die Tamilen gehörten seit Jahren zum Klosteralltag, erklärt er. «Ich habe kein Problem damit, wenn sie die Madonna als schwarze Göttin verehren.» Gewänder aus Japan und Iran Am Wallfahrtstag stellt das Kloster Einsiedeln den Tamilen eine kleine Kopie der Schwarzen Madonna für die Prozession zur Verfügung. Nach der rund dreistündigen Messe wird die Statue, umkränzt mit farbenprächtigen Luftballons und Blumengirlanden, über den Klosterplatz getragen. Mit ihrem grellbunten Festtagsschmuck könnte die Madonna durchaus in einem Tempel in Sri Lanka stehen oder in Indien. Ihr schwarzes Antlitz macht sie denn auch zu einer Projektionsfigur für Foto: Keystone / Flüeler Menschen jedwelcher spiritueller Couleur. Feministische Theologinnen, New Ager, Frauen und Männer, die der Institution Kirche den Rücken gekehrt haben: Sie alle fühlen sich von dem nachtfarbenen Bildnis angezogen. «Als Brücke zwischen den Religionen» bezeichnet sie gar der Dalai Lama, geistliches und weltliches Oberhaupt des Tibets. Tatsächlich erhielt das Kloster Einsiedeln schon Spenden in Form von Madonnengewändern aus Japan und Iran. Im Islam wird Maryam, die Mutter des Propheten Isa, wie Jesus von Nazaret im Koran genannt wird, mit der christlichen Maria gleichgesetzt und als Heilige hoch verehrt. In Einsiedeln neigt sich der Wallfahrtssonntag allmählich dem Ende zu. Bevor die Gläubigen zum geselligen Teil übergehen, strömen sie nach vorne, um die Madonna anzufassen und zu küssen. «Der Akt des Berührens», sagt Pater Othmar, «bedeutet, die Heiligkeit zu empfangen». Das sei früher auch bei den Katholiken in Einsiedeln Tradition gewesen und an Pilgerorten wie Montserrat oder Santiago de Compostela immer noch üblich. «Heute umarmen Esoteriker Bäume, um Kraft zu tanken», so der Geistliche, «und Gläubige wie die Tamilen eben die Schwarze Madonna.»

13 b ANALYSE 13 Ein Islam Schweizer Prägung Die Muslime der Schweiz stehen seit den Terroranschlägen 2001 unter Druck, sich zu erklären. Wegen der grossen kulturellen und ethnischen Vielfalt unter den muslimischen Immigranten ist die Selbstorganisation nicht einfach. Sie gelingt inzwischen nach schweizerisch föderalistischer Art. Samuel Behloul In den öffentlichen Debatten um den Islam und die Muslime im Westen heisst es immer wieder, die Muslime stünden vor einer grossen Herausforderung, denn zu keinem Zeitpunkt in der bisherigen Geschichte des Islams hätten so viele Muslime in mehrheitlich nicht muslimisch geprägten säkularen Gesellschaften gelebt. Dies sei ein Zustand, der weder vom Koran noch von der Scharia (religiöses Recht des Islam) vorgesehen war. Mit Blick auf den bisherigen Verlauf der Entwicklung der islamischen Religion ist dieser Feststellung einerseits zuzustimmen. Es gibt in Westeuropa zwar keine Volkszählungen mit verpflichtender Angabe der Religions-, bzw. Konfessionszugehörigkeit, so dass die Zahlen zum Islam in Europa, Schätzungen und keine verlässliche Daten sind. Doch von welcher Schätzung man auch immer ausgeht (generell ist von 15 Millionen die Rede), ist es tatsächlich so, dass die Präsenz von Muslimen in Westeuropa zahlenmässig ein historisches Novum darstellt. Problematisch ist jedoch, wenn aus dieser Feststellung automatisch gefolgert wird, dass die kulturelle, normative und vor allem rechtliche Integration des Islam in den rechtlich-säkularen Rahmen westeuropäischer Demokratien unmöglich sei. Dabei stammt die Mehrheit der in Westeuropa lebenden Muslime aus Gesellschaften (Türkei, Balkan, Maghreb und Naher Osten), in denen Staat und Religion nicht eine untrennbare Einheit bilden und in denen nicht ausschliesslich nach den Vorschriften der Scharia gelebt wird. Kulturelle, ethnische und poltische Vielfalt des Islams im Westen In qualitativer Hinsicht und aus der Innenperspektive von Muslimen betrachtet, besteht das eigentliche Novum ihrer Präsenz in der westlich-europäischen Diaspora darin, dass die meisten von ihnen hier erstmalig der grossen Bandbreite kultureller, ethnischer und nicht zuletzt politischer Vielfalt des Islam begegnen. Kannten sie in der eigenen Heimat nur den eigenen, zum Beispiel bosnischen, türkischen oder marokkanischen Islam, begegnen sie im westlichen Einwanderungsland zum ersten Mal den kulturspezifischen Formen des pakistanischen, schwarzafrikanischen oder etwa des südostasiatischen Islams. Dass muslimische Einwanderer in Westeuropa keinen homogenen Religionsblock bilden, manifestiert sich bereits in ihren Organisationsstrukturen. Für die etwa bis Muslime in der Schweiz beispielsweise, bilden die fünf Säulen des Islam sowie der Rückbezug auf Muhammad und den Koran zwar gemeinsame religiöse Bezugspunkte. Identitätsstiftend ist für die meisten jedoch die Zugehörigkeit zur jeweiligen Volksgruppe. Auf ihre diasporabedingten Lebensumstände reagieren Muslime in der Schweiz nämlich genauso wie christliche Migranten. Wie für diese ist die Rückbindung an das jeweilige Herkunftsland und an die eigene ethnische Gruppe im Einwanderungsland auch für muslimische Migranten sehr wichtig. Entsprechend sind sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt in über 150 Kultur- oder Heimatvereinen organisiert. Von aussen werden diese vereinfachend als Moscheen bezeichnet und auf den Faktor Religion reduziert. Beim genaueren Hinsehen entpuppen sie sich jedoch als wahre Dienstleistungszentren mit dem genauen Zuschnitt auf die religiösen und vor allem kulturellen Bedürfnisse der jeweiligen Volksgruppen. Auf kleinstem Raum wird das religiöse und kulturelle Erbe des Herkunftslandes kultiviert: Hier gibt es vom mehr oder weniger repräsentativen Gebetsraum über Lebensmittel, Zeitungen und Bücher über eine breite Auswahl an religiösen und kommerziellen DVDs bis hin zum Satellitenfernseher für die Übertragung verschiedener TV-Sendungen aus dem jeweiligen Heimatland. In solchen ethno-spezifischen Vereinen werden jedoch nicht nur religiös-kultische und materielle Bedürfnisse gestillt. Die Lokalitäten dienen vielfach auch als soziale Beratungs- und Hilfestellen, sei es zum Zweck der Schlichtung von Ehestreitigkeiten, Erziehung von Kindern, Jugendarbeit und manches mehr. Darüber hinaus werden hier Sprach- und Computerkurse angeboten sowie Sportveranstaltungen organisiert. Die Muslime in der Schweiz organisieren sich kultur- und sprachübergreifend Die sprach- und kulturbedingten Unterschiede sowie die Vielfalt an religiösen Sitten, kulturellen Bräuchen und politischen Auffassungen, stellen nur schon auf rein organisatorischer Ebene eine binnenmuslimische Herausforderung dar. Das zeigte sich beispielsweise, als es darum ging, einen supranationalen Dachverein als Sprachrohr aller in der Schweiz lebenden Muslime ins Leben zu rufen und vor allem am Leben zu erhalten, um Ansprechpartner für die Behörden zu sein. Ein Unterfangen, das auf nationaler Ebene bisher nicht ganz gelungen ist. Doch die Muslime in der Schweiz haben in den letzten Jahren angefangen, sich über die Sprach- und Kulturgrenzen hinaus in Dachvereinen zu organisieren. Dies geschah nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer spezifischen öffentlichen Islam-Debatte, die seit den Terroranschlägen des 11. Septembers 01 geführt wird und die öffentliche Wahrnehmung der hier lebenden Muslime nachhaltig bestimmt. Neben der Begegnung mit dem muslimischen Anderen sind muslimische Migranten in der Schweiz also mit einem weiteren Novum konfrontiert: Seit dem 11. September 01 ist der Islam-Diskurs stark geprägt von sicherheitspolitischen Themen und der Frage nach der Integrationsfähigkeit des Islam in den kulturellen und rechtlichen Rahmen der Schweizer Gesellschaft. Im Vergleich zu anderen nichtchristlichen und aussereuropäischen Migrantengruppen (Hindus, Buddhisten, Sikhs) werden

14 14 ANALYSE Foto: Medienpark / Pfander muslimische Zuwanderer in Wahrnehmung und Diskurs weit stärker auf das Phänomen einer fremden und suspekten Religion reduziert. Dies führt dazu, dass muslimische Diaspora-Gemeinschaften anders als nichtmuslimische Einwanderergruppen immer wieder mit der impliziten und expliziten Forderung konfrontiert werden, ein klares Bekenntnis zum normativ-juristischen Rahmen der schweizerischen Mehrheitsgesellschaft abzulegen und sich von jeder Form religiös legitimierter Gewalt zu distanzieren. Muslime stehen unter Generalverdacht Das unter dem Eindruck der Terroranschläge entstandene Misstrauen führte zu einem Generalverdacht gegenüber Muslimen im Westen, der darin mündet, dass die nichtmuslimische Mehrheitsgesellschaft von den Muslimen mehr Transparenz verlangt. Diese Erwartungshaltung manifestiert sich vielleicht am stärksten in der Forderung an die Muslime, sich nach westlichem Vorbild demokratisch zu organisieren und gemeinsame Ansprechplattformen gegenüber den Behörden und anderen relevanten Akteuren der Mehrheitsgesellschaft zu bilden. Diese Forderung stellt für Muslime schon auf rein formaler Ebene ein Novum dar, da sie solche Organisationsformen aus ihrer Heimat nicht kennen. Hinzu kommt die eigentliche Herausforderung, sich in Anbetracht der Vielfalt der Muslime auf gemeinsame Positionen zu einigen und gegenüber der erwartungsvollen und misstrauischen Öffentlichkeit zu vertreten. Dass es unter Muslimen in der Schweiz durchaus unterschiedliche Vorstellungen darüber gibt, wie der Islam in der Schweizer Gesellschaft verortet werden soll, zeigte sich beispielsweise beim Treffen der Vertreter von über zwanzig verschiedenen muslimischen Organisationen mit dem damaligen Justizminister Christoph Blocher Ende März Thematisch wurde das Treffen von Fragen zur Integration und Sicherheit dominiert. Während sich alle Vertreter darin einig zeigten, dass es nicht integrationsfördernd ist, die Islam-Frage schwergewichtig unter sicherheitspolitischen Fragestellungen zu behandeln, bestand kein Konsens mehr darüber, ob man die wichtige Frage der Integration überhaupt von der Religion her angehen soll. Trotzdem ist es den Muslimen der Schweiz in den letzten Jahren gelungen, sich parallel zur eigenkulturellen Entwicklung, in sprach- und kulturübergreifenden Dachvereinen zu organisieren. Zum Teil regionalbezogen, zum Teil mit dem Anspruch der Vertretung in der gesamten Schweiz, entstanden mehrere Dachverbände: 1997 die Vereinigung islamischer Organisationen Zürich (VIOZ), 2000 in Bern die Koordination islamischer Organisationen der Schweiz (KIOS), 2002 in Luzern die Vereinigung islamischer Organisationen des Kantons Luzern (VIOKL), 2003 in St. Gallen der Dachverband islamischer Gemeinden der Ostschweiz und des Fürstentums Liechtenstein (DIGO), 2006 in Genf die L Union des organisations musulmanes de Genève (UOMG) und 2005 ebenfalls in Luzern die auf die Mitgliedschaft von Einzelpersonen (nicht auf Vereine) bezogene Islamische Gemeinschaft Luzern (IGL). Ansprechpartner für Behörden organisieren Diese Zusammenschlüsse stellen einerseits eine Plattform für den Verständigungsprozess unter Muslimen selbst dar. Der Dialog innerhalb einer sprachlich, ethnisch, kulturell und nicht zuletzt auch politisch äusserst vielfältigen Gemeinschaft ist wichtig, um Missverständnisse untereinander zu beseitigen.

15 b ANALYSE 15 Muslime organisieren Sportveranstaltungen, um ihren Integrationswillen und ihre Dialogfähigkeit unter Beweis zu stellen. Andererseits dienen solche Dachverbände dem Zweck, für Schweizer Behörden einen Ansprechpartner bereitzustellen und die zentralen Anliegen der Religionsgemeinschaft schneller umzusetzen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Einführung des islamischen Religionsunterrichts in öffentlichen Schulen, die Gründung einer deutsch- bzw. französischsprachigen islamischen Fakultät zur Ausbildung von Geistlichen und Religionslehrern, den weiteren Aufbau religiöser Infrastrukturen, die Errichtung eigener Friedhöfe und schliesslich die öffentlich-rechtliche Anerkennung des Islam. Die jüngste Bemühung zur Etablierung einer gesamtschweizerischen Dachorganisation stellt die Gründung der Föderation Islamischer Dachorganisationen in der Schweiz (FIDS) im März 2006 dar. Die Organisation erhebt den Anspruch, verschiedene islamische Dachverbände und ihre Anliegen gegenüber den Bundes-, Kantonal- und Kommunalbehörden sowie weiteren Institutionen in der Schweiz (Universitäten und kulturelle Organisationen) zu vertreten. Der FIDS waren bis zum Jahresbeginn 2007 insgesamt zehn namhafte muslimische Dachverbände aus der ganzen Schweiz beigetreten. Misstrauen abbauen mit Kultur- und Sportveranstaltungen Der Zusammenschluss der Verbände hat zum Ziel, das vorhandene Misstrauen auf beiden Seiten abzubauen und in vielfältiger Weise Kommunikationsprozesse zwischen Musliminnen und Nichtmuslimen zu intensivieren. Durch die antagonistische Gegenüberstellung vom Islam auf der einen Seite und säkularer Rechtsordnung, Demokratie und Freiheit auf der anderen, fühlen sich muslimische Gruppen regelrecht dazu gedrängt, Integrationswille und -fähigkeit sowie Loyalität gegenüber der schweizerischen Mehrheitsgesellschaft mittels öffentlicher Stellungnahmen unter Beweis zu stellen. Zahlreiche muslimische Akteure initiieren inzwischen öffentliche Anlässe vom Tag der offenen Moschee über Vortragsabende zum Islam bis hin zu Kultur- und Sportveranstaltungen um die Dialogfähigkeit von Muslimen zu unterstreichen. Diese Massnahmen führen zweifelsohne zu einer Intensivierung der Kommunikation zwischen Muslimen und den relevanten politischen, religiösen und kulturellen Akteuren der Mehrheitsgesellschaft. Aus der hier skizzierten Entwicklung des Islams in der Schweiz dürfte hervorgehen, dass der Schlüssel für das Verständnis der Entwicklung in Bezug auf die Organisationsstrukturen des Islams hierzulande nicht in erster Linie die islamische Theologie oder gar die Scharia ist, sondern einerseits die vielfältigen kulturellen Eigenheiten innerhalb des Islams und andererseits die schweizerische Gesellschaft, welche die Themen der öffentlichen Islam-Debatte vorgibt und somit die künftige Gestalt des Islams in der Schweiz mitdefiniert und -konstruiert. Fazit: Die Schweizer Gesellschaft beeinflusst den Islam Waren noch vor wenigen Jahren einzelne Akteure des Islams idealistischerweise vom Aufgehen kultureller Eigenheiten des Islams in Dachvereinen ausgegangen, so setzt sich heute zunehmend die Einsicht durch, dass der Islam in der Schweiz auch in Zukunft das bleiben wird, was er seit Jahrhunderten ist: ein vielfältiges religiös-kulturelles Phänomen. Ein vergleichender Blick auf christliche Einwanderer in der Schweiz mag dies vielleicht verdeutlichen: auch nach mehr als einem halben Jahrhundert ihrer Präsenz in der Schweiz versammeln sich beispielsweise Italiener sonntags gerne in ihrer Missione Cattolica Italiana zum gemeinsamen Gottesdienst. Das gleiche gilt für katholische Portugiesen, Spanier, Kroaten und Albaner in der Schweiz. Dr. Samuel Behloul hat katholische Theologie, Philosophie, Arabistik und Islamwissenschaften in Luzern und Berlin studiert und ist seit 2001 Lehrbeauftragter und seit 2008 Forschungsmitarbeiter (SNF) am Religionswissenschaftlichen Seminar der Universität Luzern. Seine Forschungsschwerpunkte sind Islam in der Geschichte, Diaspora- und Migrationsforschung mit besonderer Fokussierung auf Islam und Muslime in der Schweiz.

16 16 Zum Lesen und hören Ausserdem zum Thema Junge Christen, Juden und Muslime bekennen sich zum Wert der Vielfalt Christliche, muslimische und jüdische Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt haben im Juni 09 am Ökumenischen Institut des Ökumenischen Rates der Kirchen ÖRK in Bossey bei Genf einen Kurs zum Thema «Aufbau interreligiöser Gemeinschaft» besucht. Ziel war, die Religion nicht als Friedenshindernis anzuschauen, sondern als Chance. Respekt und Toleranz vor Andersgläubigen stand in Zentrum der Auseinandersetzung. Das Feedback der jungen Teilnehmer war durchwegs positiv. Lubna Alzaroo, eine muslimische Anglistikstudentin der Universität Bethlehem sagte zum Beispiel, der Kurs habe ihr die Augen für die Realität des religösen Pluralismus in der heutigen Welt geöffnet und ihr geholfen, dies als Wert zu erkennen. Neues zum interreligiösen Dialog «Im Dialog sein» ist in kirchlichen Kreisen ein oft verwendeter Ausspruch. Doch was bedeutet er konkret? Die Soziologin Margret Brüggisser hat für ihr neues Buch «Interreligiöser Dialog, Grundlagen Erfahrungen Perspektiven» Studien ausgewertet, Statistiken studiert und mit über 44 Ex ponentinnen und Exponenten des Interreligiösen Dialogs geredet. So ist ein gut lesbares und übersichtlich gestaltetes Grundlagenwerk entstanden, das Auskunft gibt über die interreligiöse Landschaft der Schweiz und die Motive, Ziele und Schwierigkeiten der Akteure. Im zweiten Teil vermittelt Margret Brüggisser anhand von 25 Beispielen Einblick in die Praxis. Sie hat auch unzählige Adressen von nationalen und lokalen Organisationen, Bildungshäusern, Lehrgängen und Stiftungen zusammengetragen. Das Buch richtet sich nicht nur an kirchliche Kreise, sondern auch an Integrationsfachleute, Lehrerinnen und Lehrer oder Personalverantwortliche in Unternehmungen. Margret Bürgisser: Interreligiöser Dialog, Grundlagen Erfahrungen Perspektiven, 280 Seiten, 2009, hep-verlag, Bern, sfr. 36., ISBN Standartwerk zur Religionslandschaft der Schweiz «Eine Schweiz viele Religionen», 2007 erschienen, ist ein Standartwerk, wenn s ums Zusammenleben der Religionen in der Schweiz geht. Die Herausgeber Martin Baumann und Jörg Stolz, beide Autoren im vorliegenden Bulletin, informieren darin wissenschaftlich fundiert und doch leicht verständlich über die Entstehung und Auswirkungen der religiösen und spirituellen Vielfalt der Schweiz von 1950 bis zur Gegenwart. Martin Baumann, Jörg Stolz (Hrsg): Eine Schweiz viele Religionen, Risiken und Chancen des Zusammenlebens, 406 Seiten, 2007, Transcript Verlag, Bielefeld, sfr , ISBN Buddhistische und christliche Gebete auf einer CD Die amerikanische Rockle gen de Tina Turner, die Sängerin, Musiktherapeutin und Yoga-Lehrerin Regula Curti und die Sängerin Dechen Shak-Dagsay, Tochter des tibetischen Lama Dagsay Rinpoche, haben gemeinsam eine CD produziert mit Gebeten und Mantren. Zu gut abgemischter meditativer Musik erklingt zum Beispiel ein toggenburgischer Alpsegen mit den Worten: «Ave Maria bhüet und erhalt Gott s Vech und alls wo uf de Alp oche isch» oder das tibetische Mantra «Om Ma Ni Pe Me Hung». Auch das «Kyrie Eleison, Christe Eleison», hat auf der CD Platz gefunden. Inspiriert wurden Curti und Dechen vom Benediktinerabt Martin Wehrlen und dem tibetischen Oberhaupt Dalai Lama, welche im August 2005 die Menschen gemeinsam dazu aufgerufen hatten, ihre eigene Religion zu pflegen und zu vertiefen und über alte Glaubensgrenzen hinweg nach gemeinsamen Werten zu suchen. Curti und Dechen gelang es schliesslich, ihre Nachbarin Tina Turner für ihr Vorhaben zu gewinnen. Beyond, Buddhist and Christian Prayers mit Tina Turner, Dechen Shak-Dagsay, Regula Curti, Universal Music Switzerland Gmbh, sfr , ISBN Dialog mit den Muslimen Pfarrer Thomas Wipf, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK und Vorsitzender des Schweizerischen Rates der Religionen, hat anlässlich der Abgeordnetenversammlung des SEK im Juni 2007 in Basel eine Rede zum Dialog mit den Muslimen gehalten, die wichtige Fragen aufwirft: Wie stehen im muslimischen Selbstverständnis Politik und Religion zueinander? Wie steht es mit dem Einfluss islamischer Staaten auf die Ausrichtung islamischer Moscheevereine in der Schweiz? Die Rede fand auch in muslimischen Kreisen grosse Beachtung. SEK Impuls 1: Dialog mit den Muslimen, Transparenz und Offenheit unverzichtbar, 10 Seiten. Die Rede kann unter be stellt oder heruntergeladen werden. Sie ist Deutsch, Französisch und Englisch erhältlich.

17 b FASZINATION BUDDHISMUS 17 Faszination Buddhismus: Herausforderung für Christen Der Buddhismus übt auf viele westliche Menschen eine enorme Faszination aus. Die Gründe dafür sind unter anderem sein Ruf als Friedens religion und die Integration von Widersprüchen. Die Christen sind herausgefordert, diesem Boom mit der Faszination von Jesu von Nazaret entgegen zu treten. Georg Schmid Unter den Gebildeten des Abendlandes geniesst der Buddhismus einen besonderen Stellenwert. Gautama, der Buddha, war ein Philosoph. In seiner Lehre finden Intellektuelle so etwas wie rationale Spiritualität. Doch die Klarheit der altbuddhistischen Lehre alleine kann nicht der Grund sein dafür, dass auch Menschen ohne grosse intellektuelle Ambitionen im Buddhismus ihre Wunschreligion entdecken, sich Buddhisten nennen und mit buddhistischen Utensilien ihre Wohnung dekorieren. Das ruft nach zusätzlichen Erklärungen. Die Faszination des Buddhismus auf Menschen der westlichen Gegenwart lässt sich nur ansatzweise analysieren, denn sie entzieht sich wie alles Lebendige der linearen Deutung. Drei Ansätze zur Erläuterung des Phänomens seien hier trotzdem gewagt. Zu den Qualitäten, die dem Buddhismus durch alle Jahrhunderte erhalten geblieben sind und ihm sein Überleben unter widrigsten Umständen sicherten, gehören zum ersten seine Wandlungsfähigkeit. Zweiter Punkt ist seine Fähigkeit, Gegensätze, ja sogar Widersprüche zu einem einzigen spirituellen Konzept zu vereinen. Seine dritte, erstaunliche Fähigkeit ist es, sich das Image einer friedlichen Religion zu erhalten, obwohl auch im Namen von Buddhisten Kriege geführt wurden. Diese drei Aspekte sowie die erwähnte gedankliche Stringenz haben zur starken Position des Buddhismus im spirituellen Markt der westlichen Welt geführt. Lässige Gelassenheit auch in Hollywood Buddha Gautama durchdachte wie kaum ein anderer die Vergänglichkeit aller Dinge, Wesen und Umstände und kam zur Erkenntnis, dass es sich nicht lohnt, irgendetwas in der inneren oder äusseren, in der geistigen oder materiellen Welt festzuhalten. In diesem völligen Loslassen alles Unwesentlichen und deshalb letztlich Wesenlosen liegt gemäss Buddha Gautama das Nirvana, also die endgültige Erlösung von allem Treiben, Suchen, Wünschen und Wollen. Diese radikale Vergänglichkeitsphilosophie, die mit ebenso radikaler Gelassenheit einher geht, lässt sich mit den unterschiedlichsten menschlichen Anliegen, spirituellen Wünschen und religiösen Vorstellungen verbinden. Denn der mystische Nihilismus muss nicht in rigider Ablehnung alles Vergänglichen münden. Er kann auch zum gelassenen und im eigentlichen Sinn des Wortes «lässigen» Gebrauch alles Vergänglichen führen. Diese nicht nur in Hollywood beliebte Interpretation erlaubt grundsätzlich allen bewusst lebenden Menschen, alles zu geniessen und zu durchleben, von allem Gebrauch zu machen und sich doch an nichts zu hängen, innerlich frei zu bleiben. Christliche Parallele zur lässigen Gelassenheit des Buddhismus wäre das paulinische «Haben, als hätte man nicht». Der frohe und von aller Besitzgier freie Umgang des Christen mit allem, was ihm als Besitz zu Teil wurde. Aber es fragt sich, wie stark das Christentum im praktischen Leben durch diese noble christliche Variante der freien Gelassenheit geprägt wurde. Kein Verzicht dank Wohlstandsbuddhismus Jahrhunderte nach Gautama entwickelte sich ein grosser Teil des Buddhismus zum Mahayana, dem sogenannten «grossen Fahrzeug». Gemäss dieser tantrischen Ausprägung des Buddhismus kann in allem, was Menschen anstreben, sich vorstellen, erträumen, erleiden, erfahren, das Absolute enthalten sein, die Buddhaschaft, die «Leere», oder wie auch immer man das göttliche Eine nennt. In jeder Erfahrung steckt die Möglichkeit der Erleuchtung, des Durchbruchs des menschlichen Geistes zu seinem eigenen Urgrund. Im tantrischen, darunter gerade auch im tibetischen Buddhismus wurde das, was schon im frühesten Buddhismus angelegt war, zur spirituellen Methode ausgestaltet: Spirituelle Gegensätze werden miteinander verbunden und drängen den Schüler auf den Weisheitspfad ins Erleben des Einen, das sich in allen Gegensätzen verbirgt. Mit dem Mahayana war der Durchbruch des Buddhismus zur im besten Sinn des Wortes Allerweltsreligion geschafft. Seither integriert er die verschiedensten Traditionen und Wertvorstellungen in seine mystische Lehre. Das ist der Boden für das, was wir heute als den Wohlstandsbuddhismus der westlichen Gegenwart bezeichnen könnten: Lebensgenuss und spirituelle Erfahrungen, Wohnen in der Grossraumvilla und mönchische Grundhaltung sind keine Gegensätze mehr, sondern begünstigen sich sogar gegenseitig. Denn Wohlstand wird noch intensiver erlebt, wenn seine Wesenlosigkeit durchschaut wird. Und das mystische Eine rückt dem Buddhisten noch näher, wenn sich nichts mehr findet, in dem es sich nicht auch verbirgt. Kurz, der westliche Buddhismus öffnet Wege in ein mystisches Ein und Alles, das gleichzeitig weit über alles weltlich Erfahrbare hinaus und in alles Vergängliche hinein führt. Wen wundert es, dass gerade dieses Angebot in der westlichen Welt viele Anhänger findet? Buddhismus profitiert von Gewalt Die hie und da immer noch geäusserte Meinung, im Namen des Buddhismus seien nie Kriege geführt oder sei nie Gewalt ausgeübt worden, hält zwar einer ehrlichen Geschichtsbetrachtung nie Stand. Auch im Namen des Buddhismus wurden beispielsweise Konversionen erzwungen, anders gesinnte Klöster zerstört und Mönche einer konkurrenzierenden Schule umgebracht. Sogar das Phänomen der christlichen Kreuzritter und der islamischen heiligen Krieger findet in den seinerzeit

18 18 FASZINATION BUDDHISMUS Foto: Imagepoint Der Werbeeffekt: Mediation als Lifestyle. gefürchteten buddhistischen Kriegermönchen ihre Entsprechung. Trotzdem gelang und gelingt es dem Buddhismus, aus Gewaltausbrüchen und Konflikten rasch in jene lächelnde Gelassenheit zurückzufinden, die so etwas wie das Markenzeichen des Buddhismus ist. Ob dieses rasche Zurückfinden zur freundlichen Gelassenheit Nichtbuddhisten immer überzeugt, ist eine offene Frage. Manche Kritiker empfinden die fast programmatische buddhistische Friedfertigkeit nicht selten als Ausweichen vor echten Problemen, als konfliktscheues Nichtmehr-Hinschauen. Faktum ist, dass der Buddhismus eine eigene, unverwechselbare Note ins Zusammenleben der Menschen einbringt, eine lächelnde Gelassenheit, die manche aufatmen lässt, die in Alltagskonflikten zu ersticken drohen. Als «Friedensreligion» fasziniert der Buddhismus gerade in unserer Zeit, die geprägt ist von religiös motivierten Attentaten, Gewaltausbrüchen und religiös begründetem Hass auf Andersdenkende. Es finden sich heute mehr als genug Menschen, die gerne religiös empfinden und spirituell aktiv sein möchten, dies aber wegen der grausigen Verbindung von Religion und Gewalt scheuen. «Gebt uns», sagen sie, «eine zutiefst friedliche Religion». Diese Menschen finden früher oder später zu buddhistischen Meditationen, Schriften oder Meistern. Dass sie Buddhisten im Sinne einer engagierten Schülerschaft werden, ist damit noch nicht entschieden. Aber die Beschäftigung mit buddhistischen Ideen und Schriften wird für sie zu einer wesentlichen Etappe in ihrer spirituellen Biographie. Kurz: der Buddhismus profitiert ungemein von der Gewalt, die im Namen anderer Religionen, heute zumal des Islams, ausgeübt wird. Wie Christen auf den Boom reagieren Wenn ein Produkt sich auf dem Markt von selbst verkauft, muss nicht mehr dafür geworben werden. Der Buddhismus ist zurzeit fast so etwas wie ein Selbstläufer im spirituellen Markt der Gegenwart. Einzelne Zentren werben zwar tüchtig für ihre Angebote. Und die sektenhafteren unter den buddhistischen Schulen und Gruppen schrecken auch vor penetranten Werbeaktionen nicht zurück. Aber der Buddhismus insgesamt braucht derzeit nicht für sich zu werben. Sticht uns Christen der Neid, wenn wir dies wahrnehmen? Eifersucht wäre eine hilflose christliche Reaktion auf den Buddhismus-Boom. Dass wir Christen antworten wollen, steht indes ausser Frage. Die Faszination des Buddhismus fordert uns heraus. Aber die Antwort, zu der wir Christen finden möchten, kann nicht darin bestehen, den Buddhismus zu imitieren. Die Anlehnung an buddhistische Kurse und Vorstellungen, wie sie heute in kirchlichen Angeboten immer wieder auftauchen, kann nicht die Botschaft der Christen für Menschen auf der Sinnsuche sein. Unsere Reaktion müsste aus der Mitte des christlichen Glaubens heraus kommen. Es müsste uns zum Beispiel gelingen, die Faszination, die vom Meister von Nazaret ausgeht, neu zu entdecken und sich von ihr bewegen zu lassen. Die Markenzeichen vom Meister von Nazaret Ein erstes Markenzeichen Jesu war seine Fähigkeit zur realen Begegnung. Menschen, die er antraf, konnten sich sogleich lösen von den Vorstellungen, die sie und andere sich von ihnen machten und wurden sich selbst, mit all ihren Schwächen, Abgründen und Qualitäten. Die Bereitschaft zur realen Begegnung ist und bleibt auch für uns Christen das Beste, was wir in die Auseinandersetzung mit Buddhisten einbringen können. Wir Christen brauchen den Buddhismus weder schön zu reden, noch schlecht zu machen als bizarren oder gar lebensfeindlichen Erlösungsweg. Als Jünger des Meisters von Nazaret können wir dem Buddhismus in seiner ganzen Vielfalt gelassen begegnen, welche alle Höhen und Tiefen der spirituellen Sehnsucht umfasst. Ein zweites Markenzeichen des Meisters von Nazaret war seine Liebe zum nahen Reich Gottes. Sie führte ihn und seine Jünger nicht in spirituelle Erfahrungen, in denen sich zuletzt alles Person-Sein und In-der-Welt-Sein auflöst. Ganz im Gegenteil: In der Spiritualität Jesu zeichnet sich mit dem neuen Menschsein ein neuer Himmel und eine neue Erde ab. Mensch und Welt sind heute für viele Menschen zutiefst deprimierende Erfahrungsräume. Warum sich nicht spirituellen Wegen überlassen, die über alles Mensch-Sein und Welt-Sein hinausführen? In den Spuren des Meisters von Nazaret setzen wir dem faszinierenden Nichts des modernen Buddhismus die urchristliche Liebe zum neuen Menschen und der neuen Welt entgegen. Nicht weil wir wissen, dass wir Recht und Buddhisten Unrecht haben, sondern weil wir Christen die Liebe zum nahen Reich Gottes mit unserem Meister teilen. Am Freitag, 20. November und Samstag, 21. November 2009 findet im Evangelischen Tagungszentrum Boldern in Männerdorf ZH eine Tagung statt zum Thema «Faszination Buddhismus, Anfragen an den christlichen Glauben». Prof. Dr. theol. Georg Schmid wird dort einen Vortrag halten. Mehr Informationen unter Georg Schmid ist Autor zahlreicher Sachbücher und unterrichtete als Titularprofessor Religionswissenschaft an der Universität Zürich. Zudem leitete er die Evangelischen Informationsstelle: Kirchen Sekten Religionen.

19 b Das Beispiel Birmingham 19 Lernen von Birmingham Birmingham ist ein spannungsgeladener Schmelztiegel der Ethnien, Kulturen und Religionen. Die Menschen in der englischen Stadt haben einen Weg fürs Zusammenleben gefunden, von denen andere Städte lernen können. Reinhold Bernhardt Birmingham ist die multikulturellste und multireligiöseste Stadt Europas. Tempel, Moscheen, Synagogen, Gurdwaras, Pagoden und Kirchen unterschiedlicher Konfessionen und Denominationen stehen zu hunderten über die Stadt verteilt und liegen oft dicht beieinander. Allein die Zahl der Moscheen und muslimischen Gebetsräume ist in den letzten Jahren auf über 200 angewachsen. In einer Studie der Universität Birmingham wird die zweitgrösste Stadt Grossbritanniens «the postcolonial workshop of the world» genannt. Hier kann beobachtet werden, wie sich eine Gesellschaft von Einwanderern aus aller Welt entwickelt. So gehören nur noch 59 Prozent der rund eine Million Einwohnerinnen und Einwohner dem christlichen Glauben an. Die zweitgrösste Religionsgemeinschaft ist mit 16,3 Prozent die muslimische. Rund 12 Prozent der Stadtbewohner gaben 2005 an, nicht religiös zu sein. Die Entwicklung in anderen europäischen Metropolen wird sich in eine ähnliche Richtung bewegen, wenn auch mit verschiedenen Geschwindigkeiten. In Berlin leben zum Beispiel heute schon Menschen aus 180 Nationen. Doch machen sie im Vergleich zu Birmingham keinen grossen Anteil an der Gesamtbevölkerung der Stadt aus und sind im Erscheinungsbild der Stadt jedenfalls der Innenstadt auch nicht so präsent. Bedenkt man jedoch, wie homogen deutsche und schweizerische Städte noch bis vor wenigen Jahrzehnten kulturell und religiös zusammengesetzt waren, kann man ermessen, wie schnell die Entwicklung auch hierzulande voranschreitet. In England hat der religiöse Pluralismus indes eine lange Geschichte. Als Mutterland des Commonwealth und ehemals grösste Kolonialmacht gibt es dort seit Jahrzehnten fest etablierte ethnische, religiöse und kulturelle Gemeinschaften vor allem aus Indien und Pakistan, aber auch aus vielen anderen Ländern, die einst zu diesem kolonialen Empire gehörten. Multikulti-Romantik wäre fehl am Platz Die einzelnen Religionsgemeinschaf ten in Birmingham sind kulturell alles andere als homogen. Da gibt es beispielsweise christliche Gemeinden aus Italien, Irland, Deutschland, Polen, Serbien, Griechenland, Russland, Zypern, Indien, Pakistan und Vietnam. Die fünftausend Buddhisten gehören vierzehn verschiedenen Richtungen des Buddhismus aus Burma, Indien, Sri Lanka, Tibet, Vietnam, Japan, Korea und Kambodscha an. Die Liste der Herkunftsländer der Muslime ist zu lang, um sie hier aufzuzählen. Die Zahl der Sikhs beträgt , die der Hindus Die meisten dieser Menschen mit Migrationshintergrund sind britische Staatsbürger und längst eingesessen. Studien sagen voraus, dass Menschen nichtchristlicher Religion noch vor dem Jahr 2020 die Mehrheit der Bevölkerung Birminghams ausmachen werden. Damit kehrt sich das Verhältnis von Mehrheit und Minderheiten um. Das geschieht nicht ohne Konflikte jeder Anflug von Multikulti-Romantik wäre fehl am Platz. Es gibt enorme soziale Spannungen zwischen den religiösen und ethnischen Gruppen, rassistisch motivierte Kriminalität, Ghettos mit repressiven Subkulturen, die jede Anpassung an europäischen Liberalismus verweigern und in denen Mädchen und Frauen massiv unterdrückt werden. Gewalt ist an der Tagesordnung. Aber es lassen sich dort auch zukunftsweisende Versuche Moscheen, Synagogen, Kirchen, Pagoden: Jeder findet einen Platz zum Beten. Foto: Corbis / Fox

20 20 Das Beispiel Birmingham studieren, die inneren Spannungen dieses ethnischen, kulturellen und religiösen Flickenteppichs zu zivilisieren. Sie machen Birmingham zum Laboratorium für multikulturelle Städte der Zukunft. Konfliktlösung von unten Die Suche nach Formen des Konfliktmanagements, wie überhaupt des friedlichen Zusammenlebens, hat schon in den 70er Jahren begonnen. Die Grundidee dabei war: Konfliktlösung und prävention von unten. Die pragmatische, an konkreten Einzelfalllösungen orientierte politische Kultur der Engländer legt einen solchen Weg eher nahe, als den Weg der Grundsatzentscheide von oben. So kommen die Vertreter der jeweiligen ethnischen und religiösen Gemeinschaften in den einzelnen Quartieren regelmässig zusammen, um die konkreten Probleme zu erörtern, die sich in Alltag des Zusammenlebens stellen. Das können spezifisch religiöse Fragen sein, wie etwa die Bestattung von Muslimen auf dem Friedhof oder auch ganz allgemeine lokalpolitische Anliegen, wie die Regelung der Müllabfuhr. Der ebenfalls multikulturell besetzte Stadtrat arbeitet mit diesen committees zusammen. In mittlerweile gut eingespielten Konsultationsverfahren strebt man eine möglichst breite Partizipation der verschiedenen Gruppen an. Dass die religiösen Minderheiten das Recht auf positive Religionsfreiheit haben, einschliesslich dem Recht, Kultusgebäude zu errichten und zu betreiben, steht ausser Frage. Wie dieses Recht ausgeübt wird, wird im Einzelfall, also etwa wenn eine neue Moschee gebaut werden soll, ausgehandelt. Auch in allen anderen Fragen, welche die Stadtentwicklung und die Gestaltung des Zusammenlebens betreffen, haben sie volle Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsrechte. Immerhin sind sie Vollmitglieder der Gesellschaft dieser Stadt und nicht bloss Gäste oder geduldete Immigranten, die ihre Duldung mit Integrationsleistungen zu bezahlen hätten. Wenn es noch so etwas wie althergebrachte Leitkultur in dieser Stadt gibt, dann besteht sie in der Anerkennung formaler Verhaltensregeln, die eine möglichst friedliche Koexistenz ermöglichen sollen. Trotzdem ist Birmingham eine unverkennbar britische Stadt geblieben. Die typisch britische Tendenz zur Vermittlung und der hintergründige Humor sind nach wie vor Teil der vielfältigen religiösen und kulturellen Traditionen der Stadt. Cultural gaps, also kulturelle Unterschiede, gehören selbstverständlich zum Alltag der Bewohner. Zwischen einem Inder aus sagen wir Kalkutta und einem Inder aus Birmingham liegen Welten. Kulturelle Identitäten sind in ständigem Wandel, was nicht heisst, dass sie sich auflösen. Sie konstruieren und rekonstruieren sich in fortwährendem Austausch mit ihrer kulturellen Umwelt. Gefahr der Radikalisierung Dass es dabei auch zu Abschottungen und zur Bildung von Feindschemata kommt, ist leider allzu bekannt. Das lässt sich hier ebenfalls studieren. Wo den Einwanderkindern der dritten Generation die soziale Anerkennung streitig gemacht wird, besinnen sie sich auf die idealisierten Herkunftskulturen und wenden sich zum Teil militant gegen andere Gruppen oder Repräsentanten der britischen Politik und Gesellschaft. Gerade solche Entwicklungen zeigen, wie wichtig die gesellschaftliche und kulturelle Anerkennung und Beteiligung ethnischer, kultureller und religiöser Gruppen ist. Reinhold Bernhardt ist Professor für Systematische Theologie und Dogmatik an der Universität Basel und Redaktor der «Theologischen Zeitschrift». Neue Studie zu Migrationskirchen Migrationskirchen haben eine integrative Wirkung von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Zugleich sind sie richtungsweisend für den Umgang mit anderen Religionsgemeinschaften. Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK gibt eine Studie zum Thema heraus. Simon Röthlisberger Migrationskirchen können im Leben von Migrantinnen und Migranten eine zentrale Rolle einnehmen. Hier fühlen sie sich akzeptiert, hier können sie soziale Kontakte pflegen und finden eine spirituelle Heimat. Zudem erwerben aktive Mitglieder Schlüsselkompetenzen, die auch sonst im Leben in der Schweiz von Bedeutung sind, wie zum Beispiel organisatorische Fähigkeiten oder etwa Verhandlungsgeschick. Migrationskirchen sind Glaubensgemeinschaften und Migranten-Selbstorganisationen zugleich. Solche Netzwerke können die Teilnahme und Orientierung in der Aufnahmegesellschaft wesentlich unterstützen. Ein Kongolose, der seit Jahrzehnten in der Schweiz lebt und Mitglied in verschiedenen Migrationskirchen war, sagt dazu: «Diese Kirchen spielen eine sehr positive Rolle. Sie sind Sammelund Empfangsgefäss für all diejenigen, die von Alltagssorgen geplagt sind. Es ist manchmal auch der einzige Ort, wo sie Anschluss finden und Gemeinschaft erleben können.» Trotzdem werden Selbstorganisationsnetzwerke von Zugewanderten in Wissenschaft und Politik immer wieder kontrovers diskutiert. In der Debatte um sogenannte Parallelgesellschaften

21 b Migrationskirchen 21 Foto: Medienpark / Pfander Die afrikanischen französischsprachigen Migrationskirchen zelebrieren in der Zürcher St. Jakobskirche einen Gottesdienst. werden Formen der Selbstorganisation als Teil von Segregationsprozessen betrachtet. Die Kritiker befürchten, dass Selbstorganisationen eher zur Abspaltung als zur erwünschten Kohäsion der Gesellschaft beitragen. Als Brückenbauer zwischen Migrationskirchen und Gesellschaft bieten sich die Mitgliedkirchen des SEK und der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK an. Sie sind dafür prädestiniert, weil sie zu Migrationskirchen Kontakte aufbauen und pflegen. Die wechselseitige Öffnung von angestammten und zugewanderten Kirchen bietet Raum für vielfältige Integrationsprozesse. 300 neue Migrationskirchen Die Mitgliedkirchen des SEK sind stark institutionalisiert und organisiert. Wer von aussen kommt, findet unter Umständen nicht einfach Zugang. Dies ist ein Grund für die grosse Zahl der Migrationskirchen. 300 weist die neue Studie des SEK in der Schweiz aus (siehe Box). Deshalb ist intensive Begegnungs- und Beziehungsarbeit nötig. Sie setzt Offenheit der Einheimischen als auch der Migrantinnen und Migranten voraus. Eine gute Beziehung und das Wahrnehmen der Eigenheiten des andern sind Grundvoraussetzungen für solche Öffnungsprozesse. Letztere müssen aktiv eingeleitet und kontinuierlich gepflegt werden. Dabei handelt es sich um ein Wechselspiel von strukturellen Öffnungen einerseits und niederschwelligen, persönlichen Begegnungen zwischen Mitgliedern von Migrationskirchen und Kirchgemeinden andererseits. Das persönliche Kennenlernen bildet eine wesentliche Voraussetzung für solche Öffnungsbewegungen. Strukturelle, institutionelle Öffnungen schaffen wiederum neue integrative Räume für individuelle Begegnungen. Öffnungs- und Integrationsprozesse müssen nicht linear zu einer strukturellen Integration von Migrationskirchen in eine Mitgliedkirche des SEK führen. Ebenso denkbar sind föderative Formen der Koexistenz. Den Mitgliedkirchen des SEK käme dann die Aufgabe zu, diese integrativen Modelle der Selbstorganisationen zu unterstützen und zu vernetzen. Auch dies ist Integrationsarbeit. Aufgrund der verschiedenen Organisationsformen der Mitgliedkirchen des SEK und unterschiedlichen Funktionen der Migrationskirchen sind flexible, auf die einzelnen Partner zugeschnittene Organisations- und Beziehungsformen notwendig: denkbar sind Vertreter von Migrationskirchen mit einem Beobachterstatus in Kirchengremien oder weitere Mitsprachemöglichkeiten zu schaffen. Verständnis für Migranten wecken Öffnungsprozesse sind auch auf individueller Ebene sinnvoll. Kirchgemeinden können neuen Einzelmitgliedern zum Beispiel konkrete Angebote machen, etwa die Übersetzung von Gottesdiensten oder die Entwicklung spezifischer sozialdiakonischer Dienstleistungen. Zudem könnten vermehrt Personen mit Migrationshintergrund eingestellt werden. Solche Strategien zur Diversifizierung der Mitarbeiterschaft und zielgruppenspezifischen Ausrichtung von Dienstleistungen werden erfolgreich von der öffentlichen Verwaltung, gewinnorien-

22 22 Migrationskirchen Foto: Iras Cotis / Flierl tierten Unternehmen und Institutionen der Zivilgesellschaft verfolgt. Wenn Migrationskirchen als Migranten- Selbstorganisationen und damit als integrationsfördernde Gemeinschaften Wertschätzung erfahren, dann liegt die Frage auf der Hand, inwiefern dieser Integrationsaspekt auch bei anderen, nichtchristlichen Religionsgemeinschaften Anerkennung findet (Vergleiche Seite 13). Auch eine staatliche Unterstützung der Integrationsdienstleistungen steht zur Diskussion. Die evangelischen Kirchen der Schweiz können hier jedenfalls einen Beitrag leisten, in dem sie sich für Religionsfreiheit aller Religionsgemeinschaften einsetzen und den Dialog auf gleicher Augenhöhe pflegen wie dies teilweise schon der Fall ist. Sie fördern damit Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung und den Institutionen gegenüber Migrantinnen und Migranten. Dabei bleibt es eine Kernaufgabe des Staates, Religionsfreiheit effektiv durchzusetzen. Viele Einwanderer finden in einer Migrationskirche eine spirituelle und kulturelle Heimat. Ethnologe Simon Röthlisberger ist Beauftragter für Migration beim SEK. Er ist mit Matthias Wüthrich Co-Autor der Studie. Neue Studie SEK: «Neue Migrationskirchen in der Schweiz» Menschen, die ihre Heimat verlassen, nehmen ihre Religion und ihren Glauben mit. Im neuen Aufenthaltsland schliessen sie sich entweder bestehenden Glaubensgemeinschaften an oder bilden neue. Handelt es sich um christliche Kirchen und Gemeinschaften, spricht man von Migrationskirchen. In der jüngeren Vergangenheit hat das Thema an Aktualität gewonnen, weil in der Schweiz vermehrt neue Migrationskirchen gegründet wurden. In der neuen Studie des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK wird ein Integrationsbegriff entfaltet, in dem sich theologische und sozialwissenschaftliche Perspektiven verbinden. Das interdisziplinäre Vorgehen trägt der Einsicht Rechnung, dass sich Integrationsfragen auf ganz verschiedenen Ebenen stellen. Erstens im Hinblick auf das Verhältnis zwischen den Migrationskirchen und den Mitgliedkirchen des SEK sowie dem SEK selbst. In diesem Zusammenhang wird in der theologischen Argumentation als ekklesiologisches Pendant zum sozialwissenschaftlichen Begriff der Integration die Frage nach der Kircheneinheit oder dem Zusammen-Kirche-Sein gestellt. Zweitens in Bezug auf die Integration in die Gesellschaft. Als Migranten-Selbstorganisationen wirken Migrationskirchen für ihre Mitglieder identitätsstiftend und sind gleichzeitig Orte der Gemeinschaft, die beim Zurechtfinden in der Gesellschaft unterstützend wirken. Migrationskirchen haben deshalb eine wichtige kohäsive Funktion von gesamtgesellschaftlicher Tragweite. Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK (Simon Röthlisberger, Matthias Wüthrich): Neue Migrationskirchen in der Schweiz, SEK Studie, Bern Die Studie erscheint Mitte Dezember 2009 und kann unter oder Tel bestellt werden.

23 b Aus dem Rat Oktober 2008 September 2009 Auswahl der wichtigsten Beschlüsse Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund 23 nimmt das Argumentarium «Zur Neuansiedlung von Flüchtlingen» zur Kenntnis und beauftragt die Geschäftsstelle mit der Ausarbeitung der definitiven Fassung. verabschiedet das Impulspapier SEK «Solidarisieren und Handeln Bedrohte und diskriminierte Christen in der Welt». Es erscheint als Publikation in der Reihe SEK- Impulse. Der Rat nimmt den Verfassungsentwurf der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen zur Kenntnis. Er beauftragt die Geschäftsstelle, die vorgeschlagenen Änderungen dem Reformierten Weltbund mitzuteilen. nimmt den Projektbeschrieb «Projekt Bekenntnis, Vernehmlassung» zur Kenntnis. Er erachtet das Projekt als überaus wichtig und verlangt deshalb, das geplante Vorgehen noch einmal vertieft zu studieren. Das bedeutet, dass die vorgesehenen Termine entfallen und die Vernehmlassung später beginnt. In einer späteren Sitzung stimmt der Rat dem überarbeiteten Vorgehen zu. Die Vernehmlassung erfolgt in drei Phasen: 1. Erfahrungen mit dem Werkbuch Bekenntnis in den Kirchgemeinden und in der Erwachsenenbildung, 2. Vernehmlassung über diese Erfahrungen und 3. Bericht und Antrag an die Abgeordnetenversammlung zur Weiterarbeit an der Frage der künftigen Bedeutung von Bekenntnistexten für die Kirchen. nimmt die «Petition für ein politisch engagiertes und prophetisches HEKS» entgegen. Das mit Unterschriften versehene Dokument wurde dem SEK anlässlich der Abgeordnetenversammlung vom Juni 2009 in Genf überreicht. Der Rat SEK wird die angesprochenen Themen auf dem statutarisch vorgesehenen Weg in das Gespräch mit dem Stiftungsrat HEKS einbringen. nimmt den Text «Neue Migrationskirchen in der Schweiz» zur Kenntnis. Er stimmt dessen Grundzügen, Inhalt sowie den Handlungsperspektiven zu. Er beauftragt die Geschäftsstelle, diese zu überarbeiten und als Studie zu publizieren. stimmt der Vereinbarung über die inhaltliche Zusammenarbeit des SEK mit Brot für alle als Grundlage eines Betriebsbeitrages von BFA an das Institut für Theologie und Ethik zu und setzt sie sofern der Stiftungsrat von Brot für alle zustimmt in Kraft. nimmt ein Dokument «Kirchliche Berufsausbildungen und Bildungssystem Schweiz» zur Kenntnis. Darin werden die Bildungswege für kirchliche Berufe anhand des Bildungssystems der Schweiz aufgezeigt. nimmt Kenntnis vom Schlussbericht der ökumenischen Koordinationsgruppe Kirche 08 über deren Tätigkeit im Zusammenhang mit der Fussball-Europameisterschaft nimmt den Entwurf der Evangelisch / römisch-katholischen Gesprächskommission (ERGK) für das Mandat 2009 /2010 zur Kenntnis. Er beschliesst, dem Mandat das Thema «Taufe und Taufanerkennung» zugrunde zu legen. Er beauftragt die Geschäftsstelle, in Zusammenarbeit mit dem Generalsekretariat der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) das definitive Mandat im Sinne des Ratsbeschlusses zu formulieren. Personelles Gratulation zum Geburtstag Der ehemalige SEK-Präsident Heinrich Rusterholz wurde am 10. Oktober 2009, 75 Jahre alt. Der SEK gratuliert herzlich. Eintritte in den Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund SEK seit Oktober 2008: Von links: Maja Peter, Redaktorin; Pfrn. Dr. theol. des. Ivana Bendik, Beauftragte für Theologie; Nicole Freimüller- Hoffmann, Administrative Assistentin Kommunikation; Rechtsanwalt Christian Tappenbeck, Beauftragter für kirchliche Beziehungen in der Schweiz und Kirchenrecht; Dr. theol. Céline Ehrwein Nihan, Beauftragte für Sozialethik Nicht auf dem Bild: Christiane Rohr, Administrative Assistentin und Pfr. Simon Hofstetter, Wissenschaftlicher Assistent, Abteilung Kirchenbeziehungen. Foto: Medienpark / Pfander

24 24 SCHWEIZERISCHER RAT DER RELIGIONEN Ein Meilenstein in der Schweizer Geschichte Erstmals seit der Gründung des Schweizerischen Rates der Religionen veröffentlicht der Rat ein Positionspapier: Darin lehnen die Vertreterinnen und Vertreter der Juden, Christen und der Muslime die Minarett-Initiative gemeinsam ab. Thomas Flügge Pfarrer Thomas Wipf, Vorsitzender des Schweizerischen Rates der Religionen SCR und Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK, findet am 2. September 09 die volle Aufmerksamkeit der Medien, als er verkündet: «Dieses Positionspapier ist ein Meilenstein in der Geschichte des Dialogs zwischen Christen, Juden und Muslimen in der Schweiz.» Eine kurze Pause, in der Thomas Wipf aufmerksam den Blicken der Journalisten begegnet, bevor er weiterspricht. «Zum ersten Mal seit seiner Gründung tritt der Schweizerische Rat der Religionen mit einer gemeinsamen Stellungnahme an die Öffentlichkeit. Er begründet darin, warum Christen, Juden und Muslime die Volksinitiative Gegen den Bau von Minaretten entschieden ablehnen.» Der Konferenzraum des Hotels am Bahnhof in Bern ist an diesem Morgen überfüllt, in aller Eile mussten für die nachrückenden Journalisten zusätzliche Tische und Stühle aufgestellt werden. Verschiedene Radiostationen aus dem In- und Ausland sind da, Al Jazeera hat einen Korrespondenten geschickt, auch die Neue Zürcher Zeitung ist vertreten. Ihnen gegenüber sitzen die Referenten: Bischof Dr. Kurt Koch, Dr. Herbert Winter, Dozent Dr. Farhad Afshar, Pfarrer Thomas Wipf, Dr. Hisham Maizar. Römisch-katholisch, Jude, Muslim, Reformiert, Muslim, die Reihenfolge sei durchaus beabsichtigt, sagt Markus Sahli, Sekretär des SCR. Sässen die christlichen Kirchen gemeinsam in der Mitte und der Islam an den Aussenseiten, hätte dies ein falsches Signal ausgesendet. Wichtiger Ansprechpartner für den Bundesrat Es ist tatsächlich neu, dass sich die drei grössten Religionen eines Landes gemeinsam zu einem politischen Thema äussern, und zwar auf höchster Ebene. Interreligiöse Gremien und Dialogkommissionen gab es zwar schon lange vor der Gründung des SCR im Jahr 2006, doch im SCR haben sich die offiziell gewählten Führungsspitzen der Kirchen und Religionsgemeinschaften zusammengeschlossen, um gesellschaftspolitische und theologische Fragen zu erörtern. Vertreten sind: die Koordination Islamischer Organisationen, die Bischofskonferenz, die Föderation Islamischer Dachorga- nisationen, die Metropolie des Ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel, die Christkatholische Kirche, der Israelitische Gemeindebund und der Evangelische Kirchenbund. Unter dem Motto «Miteinander statt übereinander reden» leistet der SCR einen Beitrag zum Erhalt des religiösen Friedens in der Schweiz, indem er die Verständigung und Vertrauensbildung zwischen den Verantwortlichen der Religionsgemeinschaften fördert. Zudem ist der SCR wichtiger Ansprechspartner für die Bundesbehörden zweimal im Jahr trifft er den Bundesrat. Alle haben das Recht, ihren Glauben sichtbar zu leben «Wir haben uns sorgfältig mit der Minarettinitiative auseinander gesetzt», beginnt Wipf sein Statement und setzt mit Nachdruck fort: «Der Text wurde im Rat intensiv diskutiert.» Das Ergebnis ist eindeutig: Der SCR lehnt die Volksinitiative «Gegen den Bau von Minaretten» ab. «Sie instrumentalisiert Religion für politische Zwecke und erzeugt Misstrauen und Spaltung in der Bevölkerung», begründet Thomas Wipf den Entscheid. Religionsfreiheit sei ein grundlegendes und universales Freiheitsrecht. «Sie ist das Fundament für ein friedliches Zusammenleben der Religionen und Kulturen.» In der Schweiz gelte das Recht, im Rahmen von Verfassung und Gesetz den Glauben frei, sichtbar und in Gemeinschaft zu leben. Trotz aller Differenzen müssen gemäss dem obersten Vertreter der reformierten Kirche «Wege des friedlichen Zusammenlebens gefunden werden». Das Zustandekommen der Volksinitiative sei jedoch Ausdruck von Sorgen und Befürchtungen in der Bevölkerung. Wipf: «Dies nehmen wir ernst.» Zudem sei die Situation von christlichen und jüdischen Minderheiten in einigen islamischen Ländern besorgniserregend. Der SCR sei aber «entschieden der Auffassung, dass Unrecht in anderen Ländern nicht mit Unrecht in der Schweiz vergolten werden solle». Das friedliche Zusammenleben der Sprachen, Kulturen und Religionen bedeute eine permanente Herausforderung, so Wipf. Die Schweiz sei jedoch im Ringen um einen gemeinsamen Weg «immer gestärkt hervorgegangen». Für Herbert Winter, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, ist es in der immer stärker international durchmischten Gesellschaft «unvermeidlich,

25 b SCHWEIZERISCHER RAT DER RELIGIONEN 25 Von links: Kurt Koch, Herbert Winter, Thomas Wipf, und Farhad Afshar vor Journalisten. dass unterschiedliche religiöse und kulturelle Eigenheiten bisweilen zu Konflikten führen». Gerade deswegen sei die Religionsfreiheit eines der wesentlichen Elemente eines demokratischen Staates. Dieser müsse die Stütze der individuellen Freiheit sein. Dies sei nur möglich, wenn der Staat auf die Bedürfnisse der modernen, gemischten Gesellschaft einginge. So sei es Aufgabe der öffentlichen Schulen, für ein breiteres Religionsbewusstsein zu sorgen, «damit unsere Kinder andere Menschen verstehen und deren Glauben respektieren lernen». Es erfülle ihn mit Sorge, dass es im Zuge der Abstimmungskampagne zu ausländerfeindlichen Auswüchsen kommen könnte. Religiöse Grundfreiheit sei nicht absolut, so Winter weiter. Sie stehe dann in Frage, wenn sie mit anderen Grundrechten kollidiere. Auch gingen Rechte immer auch mit Pflichten einher: «Das Recht, das die Religionsfreiheit gewährt, fordert auch die Pflicht der gegenseitigen Achtung.» «Religion bleibt eine gesellschaftlich bedeutsame Grösse» Laut Kurt Koch, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, versteht es sich von selbst, dass die Religion für den neuzeitlichen weltanschaulichen Rechtsstaat keine staatliche Angelegenheit mehr sein könne. Sie sei jedoch keine private Angelegenheit: «Religion bleibt eine gesellschaftlich bedeutsame Grösse.» Eine Gesellschaft, die mit einer weitestgehenden Säkularisierung des gesellschaftlichen Lebens Religion in den Bereich des Subkulturellen abdränge, «wird zum Dialog der Kulturen und Religionen nicht fähig sein». Koch ergänzt: «Um des Gelingens des interreligiösen Dialogs willen muss Religion in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit präsent sein.» Alle Religionsgemeinschaften, betonte der Primus der Bischofskonferenz, müssten die Religionsfreiheit jedoch unumschränkt anerkennen. Dazu gehöre «unabdingbar auch das Recht, ohne Schaden und ohne Bedrohung zu einer anderen Religion wechseln zu können». «Religionen erstreben den Frieden», darin sei sich der Rat der Religionen einig, so Farhad Afshar, Präsident der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz. «Wenn Moslems heute in der Schweiz die Erfahrung machen, dass ihre Minderheitsrechte durch die jüdischen und christlichen Gemeinschaften gemeinsam und solidarisch vertreten werden, Foto: Keystone / Lehmann hat der Rat der Religionen sehr viel erreicht.» Die Religionen setzten ein Zeichen für die Politik, «dass der Frieden nicht nur wünschbar, sondern erlebbar» sei. Genau diese Aussage Afshars wird nun auf der Internetseite der Minarettinitiative in einer «Entgegnung» auf die SCR-Stellungnahme angezweifelt. Es wird behauptet, es gäbe weltweit kein Beispiel dafür, «dass Religionsfriede gefördert wird, indem das sichtbare islamische Expansionsdrängen in Form von Minarettbauten zugelassen wird». Der Autor Daniel Zingg, selber Mitglied des Initiativkomitees, ist Geschäftsführer eines «christlichen Werkes zur Evangelisation und zeitgemässen Kommunikation der Bibel», der in einem von der Eidgenössisch-Demokratischen Union EDU publizierten Standpukt schreibt: «Wir sagen ja zum Moslem als Mensch. Jeder Moslem ist ein von Gott geliebter Mensch. Aber wir sagen Nein zu einer Lehre, welche die Gottessohnschaft leugnet.» Zu fragen bleibt, wie es hier um die vom Initiativkomitee selbst geforderte strikte Trennung von Staat und Religion steht. Der Schweizer Staat hat gemäss Verfassung nicht das Recht, Gläubige bei der Ausübung seines Glaubens einzuschränken. Dies wäre aber mit einem Minarettverbot der Fall. Kritische Fragen werden auch während der Medienkonferenz des SCR gestellt. Ob es nicht aufgesetzt sei, wenn sich ausgerechnet die Kirchen als Anwälte der Religionsfreiheit hervortäten, so der NZZ-Journalist. Die Antwort von Thomas Wipf kommt schnell. «Die Religionsfreiheit musste auch in den Kirchen durchgesetzt werden», bestätigt er. Gerade deswegen stünden die Kirchen nun uneingeschränkt zu ihr. Wipf erklärt: «Sie ist die Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben.» Afshar betont, kritische Doppelstandards seien zu vermeiden. «Religionsfreiheit ist keine politische Auseinandersetzung». Es ginge nicht um den Islam, sondern um die Freiheit des religiösen Ausdrucks. Öffentlich bedeutet nicht politisch Auf die politische Dimension angesprochen, zieht Koch die Linie. Jedes religiöse Symbol sei nun einmal öffentlich, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz: «Das ist aber nicht schon politisch». Auch für den Vorsitzenden der Juden, Herbert Winter ist klar, dass nur eine Minderheit im Islam eine politische Zielsetzung sehe. Wipf schliesslich betont, der Islam müsse «aus den Hinterhöfen an die Öffentlichkeit» gebracht werden. SCR-Sekretär Markus Sahli sagt derweil mit Nachdruck, Fundamentalismus müsse bekämpft werden, weil er die Menschenrechte missachte. «Egal ob jüdischer, islamischer oder christlicher.» Wichtig sei der interreligiöse Dialog, wie ihn der SCR pflege. Sahli: «Bildung und Integration sind die besten Mittel gegen den Fundamentalismus.» Theologe Thomas Flügge ist Journalist und Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit beim SEK. Die Stellungnahme des SCR und die Voten der Referenten an der Medienkonferenz sind auf Deutsch, Französisch, Englisch und Arabisch im Internet zu finden unter

26 26 SCHWIERIGKEITEN DER ÖKUMENE Die Ökumene hat ein Problem Das Ziel der Einheit der Kirchen bleibt in der Ferne. Ob die kirchliche Basis von den Erfolgen und Streitigkeiten der offiziellen Ökumene weiss und ob sich diese an die erfolgreiche Alltagsökumene in den Gemeinden erinnert, liegt jedoch vor allem an einem: Dem Engagement der Kirchen auf allen Ebenen. Thomas Flügge Die Ökumene hat ein Problem: Das Ziel der Einheit der Kirchen bleibt in der Ferne. Zwar stritten schon im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung die Christen über die Frage, wie man sich nun die Einheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist vorzustellen habe. Ist Christus Gott? Oder hat Gott ihn erschaffen? Im fünften Jahrhundert führte dies zu einer Trennung der Kirche in West (Rom) und Ost (Konstantinopel). Und noch immer ringen die Kirchen um ein gemeinsames Verständnis. Ein Beispiel. Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) bangt um ihre mitgliederstärkste Kirche. Die Russische Orthodoxe Kirche (ROK), ein Gründungsmitglied der Konferenz, hat am 12. Oktober 2008 ihre Mitgliedschaft suspendiert. Vsevolod Chaplin, Leiter des Aussenamtes der ROK, verkündete: «Mit tiefem Bedauern müssen wir registrieren, dass die Konferenz Europäischer Kirchen ihre Rolle als versöhnende und einende Kraft nicht erfüllt, wenn sie in wachsendem Mass die Stimme von Kirchen ausserhalb der EU ignoriert.» Mit den Stimmen meint Chaplin die Mahnungen seines Moskauer Patriarchats, der europäische Kontinent verfiele dem Säkularismus ganz, gebiete man den «neuen Häresien» keinen Einhalt. Dazu gehören die Zulassung von Frauen ins Pfarramt bei den Evangelischen, das Tolerieren homosexueller Partnerschaften, aber auch die «lasche Menschenrechtspraxis» der protestantischen Kirchen. Die vor wenigen Wochen publizierte Menschenrechtslehre der ROK ordnet die Menschenrechte den russisch-orthodoxen Werten unter. Dies hat seitens der evangelischen Kirchen heftige Reaktionen hervorgerufen. Höhepunkt des Konfliktes ist nun der halbe Austritt Moskaus aus der KEK: Seitdem eine dem Patriarchat zugehörige Kirche in Estland trotz ihres Antrages nicht in die KEK aufgenommen wurde, dafür aber eine andere, dem Patriarchat nicht genehme unabhängige orthodoxe Kirche aus Estland, lässt die Russische orthodoxe Kirche ihre Mitgliedschaft in dem Dachverband ruhen. Gerd Stricker, Ostkirchen-Experte des Instituts «Glauben in der zweiten Welt» in Zürich analysierte gegenüber Radio Vatikan: «Die Aussetzung der Mitgliedschaft in der KEK ist ein klares Zeichen für den Anspruch des Moskauer Patriarchats auf die esthnische Kirche.» Die Ökumene hat kein Problem Trotz der Streitigkeiten lässt sich aber auch formulieren: die Ökumene hat kein Problem. Die Kirchen haben schon früh erkannt, dass ein Nebeneinander kein Ausweg ist aus Konflikten. Das zwanzigste Jahrhundert hat viele erfolgreiche Ergebnisse des Miteinanders hervorgebracht. Konfessionelle und überkonfessionelle Bünde. Kommissionen, Konferenzen und Dokumente zur Überwindung von Differenzen. Ein Beispiel. Am 16. März 1973 wurde im Tagungszentrum Leuenberg bei Basel die Arbeit an der «Leuenberger Konkordie» abgeschlossen. Damit wurde eine 450jährige Kirchenspaltung im Protestantismus Europas endgültig überwunden. Seinerzeit hatten die lutherischen und reformierten Kirchen voneinander abgeschworen. Bis 1973 war es deswegen einem reformierten Pfarrer nicht möglich, in einer lutherischen Kirche zu predigen. Bis dort gab es nicht einmal ein gemeinsames Abendmahl zwischen reformierten und lutherischen Christen. Das auch heute noch in evangelisch römisch-katholischem Zusammenhang bekannte Ärgernis bestand also vor vierzig Jahren auch innerhalb der evangelischen Konfession. Nach dem zweiten Weltkrieg waren dann in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und den USA Gespräche mit dem Ziel einer vertieften Kirchengemeinschaft aufgenommen worden. Eine Bündelung dieser verschiedenen Ansätze wurde 1955 vom Ökumenischen Rat der Kirchen angeregt. Die Konkordie schliesslich brachte zu Papier, dass zur gegenseitigen Anerkennung als Kirche «die Übereinstimmung in der rechten Lehre des Evangeliums und in der rechten Verwaltung der Sakramente notwendig und ausreichend» sei. Und darum geht es schliesslich: Um das gemeinsam Kirche sein. Ökumenische Alltagserfolge an der Basis Diese Zusammenhänge sind vielen unbekannt. Denn an der Basis, im tagtäglichen Leben der Kirchgemeinden in der Schweiz und anderswo, funktioniert die Ökumene nach umgekehrten Vorzeichen. Hier wird der Alltag gelebt und die Dogmatik rückt in den Hintergrund. Hier wird nicht versucht, über die Klärung der Prinzipien den Alltag zu Vsevolod Chaplin, Leiter des Aussenamtes der ROK. Foto: EPD / Neetz

27 b SCHWIERIGKEITEN DER ÖKUMENE 27 ermöglichen. Konkret heisst dies: Die Pfarrerin prüft im Gottesdienst ihre Gemeinde nicht nach ihrer theologischer Eignung für das Abendmahl und verweist die Menschen anderer Konfessionen keinesfalls des Kirchraumes. Wer zum Abendmahl kommt, erhält Brot und Wein und ist eingeladen, gemeinsam zu feiern. Zudem haben sich die offizielle Ökumene und diejenige an der Basis auseinandergelebt. Provokativ könnte man es so formulieren: Die Basis weiss nichts von den Erfolgen und Streitigkeiten der offiziellen Ökumene. Und diese hat den ökumenischen Alltagserfolg der Basis vergessen. Die Kommunikation verbessern Nun ist dies kein Abgesang auf die Ökumene, denn sie ist unverzichtbar. Allein die Vermittlungsarbeit zwischen den beiden Ebenen bedarf der Revitalisierung. Dies kann auf zwei Wegen geschehen. Im November 2008 tagte das Europäische Netzwerk kirchlicher Pressereferenten PONEC in Genf. Die Frage stand im Raum, wie die offizielle Ökumene die Basis erreichen könne. Die Antwort des Chefredakteurs des Evangelischen Pressedienstes in Deutschland epd, Thomas Schiller, war so einfach wie eindeutig: Schneller. Schiller zählte zwei Ereignisse des Jahres auf, die in der offiziellen Ökumene von höchster Wichtigkeit waren, in der kirchlichen wie nichtkirchlichen Presselandschaft in Deutschland jedoch «praktisch keinerlei Präsenz» hatten. Es waren dies einerseits die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung und andererseits die Feierlichkeiten zum 60jährigen Bestehen des Ökumenischen Rates der Kirchen. «Die Medien funktionieren schnell», so Schiller. «Wenn wir als Presseagentur erst zwei Tage nach einer Veranstaltung eine Geschichte bekommen, haben wir nichts Aktuelles zu verkaufen. Wenn wir nichts Aktuelles zu verkaufen haben, tauchen die Kirchen in den Medien nicht auf.» Die Herausforderung ist also, die teilweise hoch komplexen Inhalte so weiterzugeben, dass sie sowohl schnell, als auch inhaltlich korrekt bei den Medien ankommen. Neben der medialen Vermittlung steht die gelebte Vermittlung die Kernkompetenz der Kirchen. Was abstrakt klingt, lässt sich mit dem Wort «Gottesdienstgemeinschaft» umschreiben. Kirche ist Gottesdienst. Kirchliche Gemeinschaft wird in gottesdienstlichen Zusammenhängen besonders deutlich. Die offizielle Ökumene wird also gut daran tun, sich vermehrt dort zu engagieren. Solche Projekte gibt es: Zum Beispiel hat die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GEKE mit dem Ziel, die wichtigsten und bewegendsten Kirchenlieder aus den 29 Ländern der GEKE zu versammeln, ein europäisches Gesangsbuch mit dem Titel «Colours of Grace» herausgebracht. Die 157 Lieder sind in 20 Sprachen übersetzt und ermöglichen so das Feiern von mehrsprachigen Gottesdiensten. «Dieses Gesangbuch ermöglicht es den Kirchen, sich in ihrem gottesdienstlichen Leben zu bereichern und im gemeinsamen Singen geistlich zu wachsen», sagt Peter Bukowski, einer der Herausgeber des Buches. Das Buch ist derart erfolgreich, dass schon ein halbes Jahr nach der Erstveröffentlichung eine zweite Auflage gedruckt werden musste. Ein ähnliches Projekt war auch die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu Menschen aus Kirchen ganz Europas haben gemeinsam gefeiert, diskutiert. Kurz: Sie waren zusammen Erzbischof von Tirana (links) und Metropolit von Moldawien. Kirche. Hier sassen die Vertreter der offiziellen Ökumene mit den Menschen an der Basis an einem Tisch. Ergo: Es braucht das Engagement der Kirchen für die Vermittlungsarbeit. Für eine funktionierende Medienarbeit braucht es genauso Ressourcen wie es Kreativität für das gottesdienstliche Miteinander braucht. Für das Ziel, dass die Basis und die offizielle Ökumene wieder von ihren Streitigkeiten und Erfolgen wissen. Und merken, dass sie sich gegenseitig positiv beeinflussen können und dies seit 2000 Jahren tun. Theologe Thomas Flügge ist Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit des SEK und Pressesprecher der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Die KEK Die Konferenz Europäischer Kirchen KEK versteht sich als politische Vertretung der Kirchen in Europa. Sie umfasst 125 evangelische, orthodoxe, anglikanische und christkatholische Kirchen. Die römisch-katholische Kirche ist nicht dabei, doch es bestehen Arbeitskontakte zur Europäischen Bischofskonferenz. Die Konferenz ist ein Kind des Kalten Krieges. Im zersplitterten Europa der vierziger Jahre suchte eine kleine Gruppe kirchleitender Persönlichkeiten in Ost- und Westeuropa nach Wegen, die Kirchen mit ihren politischen Systemen ins Gespräch zu bringen. Die Kirchen sollten dabei konfessionelle Brücken im geteilten Europa schlagen. Und so wurde 1959 die KEK gegründet. Bei der ersten Vollversammlung 1964 traten für einige der damals rund 40 Mitgliedskirchen in letzter Minute Visaschwierigkeiten auf. Die Konferenz wurde daraufhin auf einem Schiff in internationalen Gewässern vor der Küste Dänemarks abgehalten. Im letzten Juli wurde im französischen Lyon anlässlich der Vollversammlung die 50-Jahr-Jubiläums Konferenz gefeiert. Foto: EPD / Williams

28 28 KONFERENZ EUROPÄISCHER KIRCHEN Eine Schweizerin für die Zukunft der Konferenz Europäischer Kirchen KEK Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) will ihre Verfassung revidieren. Der SEK unterstützt dies und hat anlässlich der Vollversammlung von Juli in Lyon die Genferin Charlotte Kuffer in die Arbeitsgruppe entsendet. Der SEK-Delegierte Serge Fornerod über Hintergründe und Horizonte. Die Identität und die Aufgaben der Konferenz Europäischer Kirchen KEK, dieser auf dem Alten Kontinent einzigartigen Plattform für die Zusammenarbeit der Kirchen, müssen grundsätzlich überdacht werden. Die Vollversammlung in Lyon gab im Juli den Anstoss zu einem langwierigen und komplexen Prozess: Neunzig Prozent der Delegierten sind überzeugt, dass sich die KEK weiterentwickeln muss. Auch die Delegation des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK unterstützte den Vorschlag, die KEK- Verfassungstexte zu überarbeiten. Wie jeder Veränderungsprozess erzeugt auch dieser Erwartungen und Ängste. Wir vom SEK erachten es deshalb als sinnvoll, nochmals darzulegen, worum es in diesem Projekt geht und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Wie wird die KEK schlagkräftiger? Der in Gang gesetzte Prozess stellt die Qualität der Arbeit nicht in Frage, vielmehr will er Klarheit darüber schaffen, auf welche Weise die KEK das tut, was heute zu tun ist. Fünfzig Jahre nach der Gründung und zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer ist es für die KEK wie für jede Organisation oder Kirche normal, dass sie den gemeinsamen Auftrag der Kirchen in Europa überdenkt. Die politische Landschaft und die Gesellschaften und Staaten Europas haben sich tiefgreifend verändert. In relativ kurzer Zeit ist die Zahl der Mitgliedstaaten der Europäischen Union von zwölf auf siebenundzwanzig gestiegen. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich auch die Komplexität der Beziehungen zwischen Kirchen, Regierungen und EU erhöht. Wie ist die Absprache zwischen Kirchen zu organisieren? Wer soll mit wem sprechen und auf welcher Ebene? Wie die wichtigen Themen auswählen und die erforderlichen Ressourcen bereitstellen? Die Grenzen des Systems sind erreicht. Deshalb steht die Frage «Tun wir das, was eigentlich zu tun wäre?» im Zentrum der Verfassungsrevision. In Lyon stellte sich heraus, dass mehrere Gegner aus kleinen oder Minderheitenkirchen stammen. Sie befürchten, dass nach der Überarbeitung der Rechtsgrundlagen der KEK und der wahrscheinlichen Kürzung der Ressourcen die Zahl der Vertreter aus Minderheitenkirchen reduziert wird. Zwar ist es eher unwahrscheinlich, dass die Quote der diesen Kirchen vorbehaltenen Sitze in Frage gestellt wird, in absoluten Zahlen jedoch wird sich die Sitzzahl unvermeidlich verringern. Die Frage der Arithmetik verdeckt aber, dass Befürworter und Gegner des Projekts eine unterschiedliche Organisationsform favorisieren. Eine Teilnehmerin formulierte es wie folgt: Soll die KEK in Zukunft ihre «Netzwerkaspekte» oder ihre «institutionelle Seite» stärken? Für die Minoritätenkirchen bedeutet Vernetzung eine Stärkung ihrer Position, denn Vernetzung verlangt wenig Ressourcen, bietet hohe Flexibilität und eine Dynamik, die sich auf der Basis von Angebot und Nachfrage entwickelt. Gegen die Schwächung der Kirchen antreten Das Manko der Vernetzung ist nicht selten der Mangel an professionellen Mitarbeitenden, die geringe Schlagkraft und die geringe Repräsentativität gegenüber der Politik. Die heutige religiöse und konfessionelle Situation in Europa zeigt, dass eine Schwächung der Position der Kirchen wahrscheinlich ist. Grund dafür sind die Säkularisierung und die demographische Entwicklung. Von dieser Entwicklung werden die grossen wie die kleinen Kirchen betroffen sein. Zur Debatte steht mithin die Frage, welche Art von Instrument die europäischen Kirchen brauchen, um ihre gemeinsamen Interessen bestmöglich zu verteidigen. Die Erfahrung in Brüssel macht es deutlich: Wenn die Kirchen profiliert und sachbezogen mit einer Stimme sprechen, stärken sie die Position der KEK gegenüber der EU, aber auch die Position der Mitgliedkirchen in den einzelnen Ländern, denn dann werden deren Regierungen kirchliche Stellungnahmen zur Kenntnis nehmen. Prioritäre Aufgabe der KEK ist es demnach, auf politischer und gesellschaftlicher Ebene Sprachrohr sämtlicher Kirchen Europas zu sein. Unerlässlich dazu ist eine Struktur, die darauf ausgerichtet ist, sich bei Institutionen und Regierungen effizient Gehör zu verschaffen. Die Position des SEK Der SEK tritt entschieden dafür ein, dass diese Zukunft der KEK gesichert wird und ihr die nötigen Mittel zugesprochen werden, um ihre Rolle im künftigen europäischen Kontext wahrzunehmen. Aus diesem Grund hat er Charlotte Kuffer gebeten, Einsitz in der Arbeitsgruppe zu nehmen, welche eine neue Verfassung und eine neue Organisationsstruktur entwerfen soll. Charlotte Kuffer ist Präsidentin der Église Protestante de Genève und hat in dieser Funktion in ihrer Kirche einen signifikanten Reorganisationsprozess geleitet. Auf der Arbeitsgruppe lastet ein hoher Erwartungsdruck. Eines aber ist gewiss: Wenn die Kirchen nicht die Vielfalt ihrer Stellungnahmen einschränken und die Art und Weise überdenken, wie sie diese der Öffentlichkeit kommunizieren, dann wird es für sie immer schwieriger werden, von politisch Verantwortlichen gehört zu werden. Pfarrer Serge Fornerod ist Leiter der Kirchenbeziehung beim SEK.

29 b ÖKUMENISCHER RAT DER KIRCHEN 29 Aufbruchstimmung im Ökumenischen Rat der Kirchen Ende August hat der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) einen neuen Generalsekretär gewählt. Olav Fykse Tveit will den ÖRK in seinen theologischen und anwaltschaftlichen Programmen stärken. Seine Wahl war der Auftakt zu einem richtungsweisenden Treffen des Zentralausschuss. Martin Hirzel Wichtigstes Traktandum des rund 150köpfigen Zentralausschusses (ZA) war Ende August die Wahl eines neuen Generalsekretärs. Der bisherige Amtsinhaber, der Kenianer Pfarrer Samuel Kobia (62), hatte überraschend auf eine Wiederwahl verzichtet. Die Ausgangslage war spannend. Die Findungskommission hatte zwei Kandidaten mit unterschiedlichem Profil und unterschiedlichen ökumenischen Visionen nominiert: Den reformierten Theologieprofessor Seong-Won Park (62) aus Korea und den Generalsekretär für ökumenische und internationale Beziehungen der lutherischen Norwegischen Kirche Olav Fykse Tveit (48). Während mit Park ein überaus bekannter politischer Theologe, dessen Name stark mit dem «Bekenntnis von Accra» des Reformierten Weltbundes und dessen «Bund für wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit» verbunden ist, zur Wahl stand, bewarb sich mit Tveit ein international gut vernetzter, aber noch wenig bekannter Theologe mit grossem Interesse für theologische Einheitsfragen, interreligiösen Dialog und die Orthodoxie. Im Vorfeld wurde Park mehr Chancen zugerechnet, insbesondere bei den Kirchen des Südens. Umso erstaunlicher war das deutliche Wahlergebnis zugunsten Tveits: Er erhielt 81 von 141 abgegebenen Stimmen, Park 58. Damit bestätigte sich, dass Entscheide im ÖRK immer weniger von einem Nord-Süd-Denken geprägt sind. Heftige Debatte um Austragungsort der nächsten VV Der jugendlich wirkende Tveit überzeugte mit seiner persönlichen Botschaft und einer klaren ökumenischen Vision. In seiner Wahlrede bezeichnete er den ÖRK als eine einzigartige Gabe Gottes, die es zu gebrauchen gelte. Die Welt brauche eine globale Vereinigung der Kirchen als Zeichen der geeinten Menschheit. Die Agenda für Gerechtigkeit und Frieden verlange die Einheit der Kirchen. Und die Agenda für die Einheit der Kirche aus theologischer Sicht schliesse die Sorge für den Frieden, die Gerechtigkeit und die Schöpfung durchaus mit ein. Wichtig im Hinblick auf die Art und Weise, wie die Kirchen nach Einheit streben, ist für Tveit die gegenseitige Rechenschaftspflicht. Damit meint er, dass die Kirchen verlässliche Partner sein sollen, einander zuhören, Kritik üben und auch ertragen sollen. Beispielhaft dafür stünden die «Living Letter-Teams», ökumenische Besuchsdelegationen des ÖRK, welche im Rahmen der Dekade zur Überwindung von Gewalt weltweit Kontakte zu Kirchen vor Ort pflegen. Mit Tveit wird ein Generalsekretär dem ÖRK ein Gesicht geben, der die Kohärenz der Arbeit des ÖRK in seinen theologischen und anwaltschaftlichen Programmen stärken wird. Nicht zuletzt seine Mitarbeiter hoffen, dass Tveit auf der Ebene von Programmarbeit und Management Leitungs- Der Norweger Olav Fykse Tveit überzeugte mit seiner visionären Rede. und Entscheidungsstrukturen klären und die Zusammenarbeit sowie den Teamgeist stärken wird. Die Frage nach dem Ort der nächsten Vollversammlung (VV) des ÖRK im Jahre 2013 löste eine Debatte aus. Es zeigte sich, dass dieser Frage ein hoher Symbolgehalt zukommt und dass für viele die VV ein Ausdruck der sichtbaren Einheit der Kirchen darstellt. Vier Orte bewarben sich darum, die VV beherbergen zu können: Busan / Korea; Addis Abeba / Äthiopien; Rhodos / Griechenland; Damaskus / Syrien. Vor der Debatte zog sich Rhodos zugunsten von Damaskus zurück, um Damaskus mehr Gewicht zu geben und mit einer orthodoxen Stimme zu sprechen. Schliesslich sprach sich eine deutliche Mehrheit für Busan aus, die zweitgrösste Stadt Südkoreas. Als Argumente für Korea waren die Möglichkeiten angeführt worden, die Gemeinschaft mit den asiatischen Mitgliedkirchen des ÖRK zu vertiefen und gleichzeitig in Kontakt mit den wachsenden evangelikalen Kirchen treten zu können. Es milderte die Enttäuschung der Orthodoxen etwas, die bereits ein zweites Mal vergeblich für die VV kandidiert hatten, dass nicht nur orthodoxe Delegierte für Damaskus gestimmt hatten. Mehr Effizienz gefordert Ausserdem gab der Bericht einer Arbeitsgruppe für Leitungsfragen, Rechenschaftspflicht und Personalpolitik zu reden. Darin wird ernüchtert festgestellt, «dass die gegenwärtigen Leitungsstrukturen des ÖRK untragbar sind». Der ZA beschloss, eine Fortsetzungsgruppe für Leitungsfragen einzusetzen und die Mitgliedkirchen zur Frage der Leitungsstruktur des ÖRK zu konsultierten. Erklärtes Ziel ist es, die Verfassung des ÖRK zu überprüfen. Ferner wurde der neue Generalsekretär ersucht, dem Exekutivausschuss möglichst «frühzeitig einen Bericht darüber zukommen zu lassen, wie die Arbeit am Genfer Hauptsitz effizient geleitet und durchgeführt werden soll». Martin Hirzel ist Doktor der Theologie und Beauftragter für Ökumene und Religionsgemeinschaften des SEK und Mitglied des Zentralausschusses ÖRK. Foto: WCC / Williams

30 30 WERBER FRANK BODIN IM PORTRÄT STANDPUNKT Allzu bescheiden? «Die Kirche neigt zu allzu grosser Bescheidenheit» mit diesen Worten hat der grüne Nationalrat Luc Recordon die Rolle der Kirche in der Gesellschaft vor 650 Kirchenpflegerinnen und -pflegern sowie kirchlichen Animatoren der Église évangélique réformée du Canton de Vaud verteidigt. «Lange haben wir es geleugnet, doch nun realisieren wir, dass das Faktum Religion in den politischen Bezugsrahmen integriert werden muss. Denn die Kirche trägt nicht bloss zur Unterstützung der Armen bei, sondern auch zum konfessionellen Frieden. Dieser ist für die Gesellschaft ein grundlegender Wert.» Doch wie nimmt die Kirche diese Rolle wahr? Eine Möglichkeit besteht darin, Orte des Dialogs mit Vertreterinnen anderer Religionsgemeinschaften zu schaffen. Auf nationaler Ebene engagiert sich der SEK aktiv im Schweizerischen Rat der Religionen und in der Evangelisch / Jüdischen Gesprächskommission. Die kantonalen Kirchen haben Spezialpfarrämter für den interreligiösen Dialog, namentlich mit dem Islam, geschaffen. Sehr gut! Doch wie steht es auf lokaler Ebene? Nur wenige Kirchgemeinden sind sich bewusst, dass sie Partnerinnen der politischen Behörden ihrer Gemeinde sein könnten und nur wenige Kirchgemeinden sind bisher auf die Idee gekommen, sie könnten Kontakte zu den Vertretern der Moschee im Quartier knüpfen. Ist die Kirche zu bescheiden? Ich meine eher, sie weiss nicht, wie sie diese Aufgabe anpacken soll. Der Dialog mit Partnern einer anderen Kultur oder Religion setzt voraus, dass wir die eigenen Denkschemen verlassen, dass wir zur eigenen Tradition und Identität eine kritische Distanz haben. Es geht darum, dass wir lernen, die Wirklichkeit mit den Augen des anderen zu sehen, Divergenzen auszuhalten, den Standpunkt unseres Gegenübers zu formulieren und Vertrauen zu schaffen. In der Kirche sprechen wir zwar oft von den Anderen, aber unter unseresgleichen. So bestärken wir uns gegenseitig in ein und derselben Sicht der Dinge. Den interkulturellen und interreligiösen Dialog auch in unseren Kirchgemeinden lernen das muss für unsere Kirchen hohe Priorität haben. Kristin Rossier Buri, Pfarrerin und Mitglied des Rates SEK «Nur intolerant gegenüber Intoleranz» Er gilt als bester Werber der Schweiz. Was er anpackt, zeitigt Erfolg. Selbst im religiöspolitischen Bereich: Frank Bodin, multikulturell aufgewachsen, engagiert sich für interreligiöse Koexistenz. Stephanie Riedi Der Werbevirtuose Frank Bodin ist eine Stimme hierzulande, eine, die sich Gehör zu verschaffen weiss. Zwar spricht er leise. Aber was er sagt, sitzt wie seine Anzüge. Bodin strahlt eine Ruhe aus, die dem Zeitgeist und schon gar der Branche zu widersprechen scheint. Das kümmert ihn jedoch ebenso wenig wie das Tabu, als Werber in religionspolitischen Belangen mitzumischen. «Wir haben eine Verantwortung anderen gegenüber», sagt Bodin. Die Konstruktion des eigenen Glücks sei nicht mehr zentral. In seinem Chefbüro der Zürcher Filiale Euro RSCG Worldwide bringt der Werber seine Motivation auf den Punkt: «Es geht um gegenseitiges Verstehen». Die Welt sei zu klein, um sich ab- und andere auszugrenzen. «Wir sind aufeinander angewiesen», betont er. Mit Hunderten von Preisen ausgezeichnet und zum «Werber des Jahres 09» erkoren, setzt sich der heute 47jährige für den kulturellen Brückenschlag ein, und zwar unabhängig davon, ob es ihn selber betrifft oder Menschen, deren Anliegen entweder verzerrt oder gar nicht an die Öffentlichkeit gelangen. «Religion ist Nichtwissen» Aus Papierbergen fischt Bodin einen Flyer hervor, den er als persönlichen Beitrag gegen die Minarett-Initiative gestaltet hat. Die Bildfläche zeigt nichts als Wolken am Himmel. Bloss am unteren Rand ragen Spitzen empor, die sich bei näherer Betrachtung als Kirchtürme, Synagogen und Moscheen entpuppen. Dazu die schlichte Headline: «Der Himmel über der Schweiz ist gross genug. Ja zur Religionsfreiheit. Nein zur Minarettverbots-Initiative.» Die Aktion ist ein gutes Beispiel, um Bodins Frank Bodins persönlicher Beitrag gegen die Minarett-Initiative. Erfolgsrezept zu illustrieren: Der Mann tut, was zu tun ist, und zwar optimal. Er fühlt sich verpflichtet, seine Talente zu nutzen und sprengt dabei gerne Konventionen. Bodin ist Bodin, sein Werk eine spielerische Fantasterei mit tiefgründigem Keim, das von geistiger Freiheit und Unabhängigkeit zeugt. Als Freigeist erachtet Bodin Religion und Spiritualität als kulturell bedingte Angelegenheit, die im sozialen Kontext zu betrachten ist. Mehr über andere Religionen zu erfahren, findet der Werber wichtig, adaptieren aber will er sie nicht. «Religion ist Glauben, Nichtwissen», sagt er. Es gebe keine allein selig machende Botschaft. Bodin erschüttert, was im Namen der Religion auf dieser Welt passiert. Dabei bräuchte es einzig Respekt und Toleranz, meint er. «Die eigene Identität und jene der anderen zu wahren, bedingt eine gewisse Distanziertheit im Zusammenleben. Man braucht nicht jeden zu umarmen und alles zu verstehen.» Der seit Jahrhun-

31 Foto: RDB / SI / Vredenbregt 31 Frank Bodin mit seinen Töchtern Manon und Leonie, die bei einem Lama aufhörte zu fremden. derten währende Krieg zwischen spirituellen Gemeinschaften liegt laut Bodin nicht zuletzt am Verhalten der Religionsführer. Statt mit gutem Beispiel voranzugehen und sich zusammen an einen Tisch zu setzen, um Missverständnisse und Zwistigkeiten aus der Welt zu räumen, schüren sie diese noch. Bodin schwebt vor, die jeweils verfeindeten Galionsfiguren auf den von ihm entwickelten «Versus Chair» Platz nehmen zu lassen. Der Stuhl mit nur zwei Beinen erfordert zwei Wesen, die gleichzeitig absitzen und gemeinsam die Balance halten. «Ich würde gerne den Papst und den obersten Imam auf den Stuhl setzen», so Frank Bodin, «um ihnen die dringliche Notwendigkeit einer gemeinsamen Konfliktlösung zu demonstrieren». Weltoffen aufgewachsen Im Laufe der Jahre bekam Bodin Einblick in fast alle Weltreligionen. Er selber bezeichnet sich als «areligiös». Zwar wurde er von den Eltern in der christlichen Tradition erzogen, fühlt sich aber keiner Institution verpflichtet. Mit einer katholischen Mutter, einem jüdischen Vater und einer türkischstämmigen Lebensgefährtin, deren Wurzeln im Islam gründen, führt Bodin das Dasein einer selbstverständlichen, religiösen Koexistenz. «Ich bin dankbar, in einem weltoffenen, kosmopolitischen Umfeld aufgewachsen zu sein». Der Vater konvertierte nach seiner Flucht aus Deutschland zum reformierten Glauben. Der Name Bodenheimer mutierte zu Bodin. Dennoch erachtet Frank Bodin den jüdischen Teil seiner Familienvergangenheit als gravierend. «Grossvater kam im KZ um», erzählt er, «und Vater war ein Flüchtling». Das sei ein grosses Thema gewesen in der Beziehung zu ihm. «Der jüdische Hintergrund wurde aus Angst tabuisiert.» Als die Eltern beschlossen, Frank protestantisch zu taufen, gab es in der katholischen Verwandtschaft mütterlicherseits Bedenken. Der Bub sollte in diesem Glauben erzogen werden. Mutter und Vaters setzten sich durch. Und Bodin half als Jugendlicher sonntags an der Orgel aus. «Schliesslich musste ich eine gewisse Anzahl Gottesdienste besuchen, um konfirmiert zu werden.» Das Orgelspiel trug dazu bei, dass Bodin zunächst eine Ausbildung am Konservatorium absolvierte und anschliessend als Pianist und Komponist reüssierte. Er gewann den Jecklin-Musikwettbewerb, spielte im Weltjugendorchester unter dem Dirigenten Yehudi Menuhin und war Regie-Assistent an der Hamburger Oper. Die Erkenntnis, nie zu den ganz Grossen zu gehören, führte dazu, dass er an der Zürcher Uni Jura zu studieren begann. Zur Werbung kam er Ende der achtziger Jahre durch Zufall. Bodins damalige Freundin arbeitete vis-à-vis einer Tibet-Organisation, die eine Infobroschüre produzieren wollte. Er lehnte den Auftrag ab, gestaltete jedoch ein schwarzes Plakat mit unzähligen weissen kleinen «t». Was den Tibetern nicht gefiel. Das Sujet wirke wie ein Meer von Kreuzen, wurde moniert. Also bediene es die christliche statt buddhistische Symbolik. Dennoch begleitete das Plakat Anfang der neunziger Jahre einen Protestmarsch. Prompt wurde es von Medienschaffenden fotografiert, und das Bild auf der Titelseite des «Tages-Anzeigers» platziert. Bodins Mahnmal gegen den Genozid im Tibet warf weltweit Wellen. Stars wie Richard Gere und Oliver Stone unterstützten die Kampagne. Bis heute steht Bodin den Tibetern zur Seite. Allerdings nur werbetechnisch. «Der Buddhismus ist eine wunderbare Philosophie», sagt er. Es gebe jedoch keinen Grund, deshalb zu konvertieren. Bodins Freundin Emel ist Muslimin Beeindruckend fand Bodin die Begegnung mit dem Dalai Lama und anderen tibetischen Geistlichen. Vor allem ein Erlebnis ist ihm in Erinnerung geblieben: Im Gegensatz zu seiner Zwillingstochter Manon fremdete Leonie als Kleinkind stark. Ausser Mami und Papi durfte sie niemand anfassen. Bis eben zu jenem Abend, als ein Lama zu Besuch kam. Er nahm Leonie auf den Arm, und sie blieb während Stunden still. «Leonie muss etwas gespürt haben», so Bodin. Auch ihn habe die Ausstrahlung des Mannes tief berührt. Die Zwillinge sind mittlerweile 17 Jahre alt, Sohn Jan ist 7. Leonie und Manon wurden im Zürcher Fraumünster getauft, gehören also der reformierten Kirche an. Jan wird sich später selber entscheiden. «Zurzeit findet er den Gottesdienst zwar lässig», sagt Bodin. Aber Jans Mutter und er hätten beschlossen, ihm die Wahl zu lassen. Wichtiger seien Werte wie Menschlichkeit, Respekt und Sinn für Gerechtigkeit, die man Kindern mitgeben sollte. Zum Beispiel in Bezug auf Andersgläubige. Bodins jetzige Lebensgefährtin, die Sängerin Emel, ist Muslimin. «Wir sind nur in einem Punkt intolerant», sagt Bodin, «nämlich gegenüber Intoleranz.» Stephanie Riedi ist freischaffende Journalistin und lebt in Zürich.

32 «Zu ernsthaften Problemen kommt es erst, wenn Religion politisch instrumentalisiert wird», sagt Martin Baumann, Professor für Religionswissenschaft der Universität Luzern im Interview Seite 8.

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